18. Juli 2019, 16:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Immer wieder feilen die großen Köpfe der Welt an innovativen Ideen. Das neueste Konzept klingt allerdings etwas skurril: Mini-Elektroden, die in das menschliche Gehirn eingepflanzt werden, sollen die Gehirnleistung erhöhen und dem Träger neue Fähigkeiten geben. Werden wir künftig also per Programmierung zu Genies?
Es klingt nach Science Fiction: Statt stundenlang Fremdsprachen, Mathe oder andere Fachrichtungen zu büffeln, lassen sich die Kenntnisse einfach ins Gehirn programmieren. Genau das ist die Idee von Tesla-Chef Elon Musk. Die vor drei Jahren von ihm gegründete Firma Neuralink arbeitet derzeit an einem Projekt, bei dem sich Gehirne mit Computern vernetzen lassen sollen.
Nachdem erste Versuche an Ratten und Affen bereits erfolgreich waren, möchte Neuralink das Konzept bereits im kommenden Jahr an freiwilligen Testpersonen ausprobieren.
Computer-Chips werden direkt ins Gehirn verplanzt
Möglich soll das vernetzte Gehirn durch datenleitfähige Substanzen sein, die Wissenschaftler im menschlichen Gehirn platzieren. Genauer gesagt handelt es sich um winzige Chips mit gerade einmal 8 Millimeter Durchmesser, die durch kleine Löcher in der Schädeldecke implantiert werden. An den Chips hängen an hauchdünnen Kabelfäden bis zu 10.000 High-Tech-Elektroden, die direkt in die Nervenzellen eingepflanzt werden.
Der Eingriff lässt sich laut Neuralink dank hochpräziser Operationsroboter relativ einfach und ohne großes Operationsrisiko durchführen. Es bestehe keine Gefahr, dass Adern oder Nerven im Gehirn verletzt werden, so Musk. Die Elektroden verbinden die Wissenschaftler im letzten Schritt mit einem Bluetooth-fähigen Empfangsgerät, das hinter dem Ohr platziert ist. Steuern lässt sich das Ganze später per Smartphone-App.
Durch die so entstehenden Hirn-Computer-Schnittstellen sollen die Probanden mit künstlicher Intelligenz (KI) kommunizieren können. Musk denkt dabei vor allem auch an motorisch eingeschränkte Personen, die dann per Gedanken Geräte steuern können sollen. Auf dem Gebiet solcher gedanklich gesteuerten Impulse wird bereits seit Jahren geforscht. Allerdings geht Elon Musk noch einen Schritt weiter.
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Das vernetze Gehirn – Kommt das programmierte, menschliche Genie?
Auf lange Sicht sollen sich über die Chips auch neue Fähigkeit ins Gehirn laden lassen. Das können Sprachen, Ortskenntnisse, aber auch die für Sportarten notwendigen Bewegungsabläufe sein. Update statt Lernen – Sieht so also die Zukunft aus?
Bislang fehlen dafür noch Genehmigungen der zuständigen Behörden. Zudem sucht Neuralink derzeit noch nach weiteren Experten und Partnerschaften, um die Technologie weiter zu entwickeln. Tests an menschlichen Testpersonen können somit frühestens 2020 starten. Und es gibt auch einen relevanten Fakt, den die Probanden bedenken müssen. Denn das Gehirn könnte nach dem Eingriff nicht nur mit künstlicher Intelligenz kommunizieren. Es ließe sich umgedreht auch auslesen. Und wer weiß, ob dadurch nicht die intimsten Gedanken öffentlich werden könnten.
TECHBOOK meint
„Prinzipiell ist es schon spannend zu sehen, was heutzutage alles möglich ist. Doch der Gedanke, dass ein menschliches Gehirn künftig mit einem Computer verbunden ist, lässt mich erschaudern. Denn wer bestimmt in diesem Fall, wo die Grenzen sind? Wir sind nicht dafür geschaffen, alles zu wissen und zu können. Fähigkeiten müssen wir uns erarbeiten und nicht per Update aufladen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass meine intimsten Gedanken für alle öffentlich sind. Auch nicht, dass es Menschen gibt, die quasi auf unzählige Kenntnisse und Fähigkeiten per Knopfdruck Zugriff haben. In den falschen Händen hätte dies katastrophale Folgen. Forschung ja, aber nicht zu diesem Preis.“– Rita Deutschbein, Redakteurin