31. Oktober 2019, 15:31 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
DJI dominiert seit Jahren den Drohnenmarkt. Doch viele neue gesetzlich Regulierungen verhindern die Massentauglichkeit von Kamera-Drohnen. Das will der Hersteller nun ändern.
Die letzte Drohne von DJI wurde bereits vor einiger Zeit vorgestellt, seit dem war es eine ganze Weile ruhig um den Hersteller – zumindest, was Drohnen angeht. Stattdessen brachte DJI allein in diesem Jahr zwei neue stabilisierte Kameras auf den Markt, allerdings nur für den Gebrauch am Boden. Die DJI Osmo Pocket ist ein Mini-Gimbal mit integrierter Kamera, samt Drei-Achsen-Stabilisierung und 4K-Auflösung. Kurz darauf stellte der Hersteller einen Rivalen für GoPros Action-Kamera Hero 7 Black vor, mit elektronischer Bildstabilisierung, die fast Gimbal-Niveau erreicht. Nun ist DJI jedoch mit einer neuen Drohne zurück, und die hat es wirklich in sich.
Klein, aber oho!
Bislang gab es unter der magischen 250-Gramm-Grenze keine wirklich ernstzunehmenden Kamera-Drohnen. Ein paar Ausnahmen wie die Hover Camera Passport und die Zerotech Dobby können zwar Videos in 4K-Auflösung aufnehmen, Stabilisierung erfolgt jedoch wenn überhaupt nur elektronisch. Außerdem kann keine dieser Drohnen die exzellenten Flugeigenschaften der teureren Mavic- oder Phantom-Drohnen von DJI erreichen. Auch DJIs eigene Tello-Drohne, die zwar deutlich unter 250 Gramm wiegt, ist eher als Spielzeug einzustufen. Sie ist zwar sehr stabil in der Luft, hat aber nur eine geringe Reichweite und die Kamera produziert nur Videos in 720p-Auflösung.
Die Mavic Mini hingegen ist eine echte „Mavic“: Die Mini-Drohne hat eine Vielzahl Funktionen bekommen, die in den größeren Brüdern vom Schlag Mavic 2 und Mavic Air zu finden sind. Dazu zählt etwa der auf drei Achsen stabilisierte 1/2,3 Zoll Sensor, Sichstsensoren auf der Unterseite, integriertes GPS und das hervorragende Flugverhalten. Auch Aussehen und Form sind eindeutig an andere Mavic-Modelle angelehnt. Auch die Sicherheitsfunktionen sind aus den größeren Modellen bekannt. Die Mini hat integriertes „Geofencing“, was die Drohne davon abhält, in verbotene Areale oder über Sperrgebiete zu fliegen. Dank dem GPS-Empfänger kehrt die Drohne auf Knopfdruck oder bei niedrigem Batteriestand sofort zu Ihnen zurück. Auch erscheint sie in DJIs Aeroscope-System, das von der Obrigkeit zur Ortung von Drohnen genutzt werden kann.
Was leider fehlt, sind etwa Sensoren zur Kollisionsverhinderung, die in anderen Mavic-Drohnen und sogar der DJI Spark zu finden sind. Beim Fliegen ist also mehr Vorsicht geboten, denn die Mavic Mini weicht Hindernissen nicht automatisch aus. Außerdem benutzt die Drohne nicht DJIs Ocusync zur Kommunikation mit dem Controller. Stattdessen hat DJI auf eine WLAN-Verbindung gesetzt, die jedoch bis zu zwei Kilometer Reichweite (vier Kilometer in den USA) erlaubt.
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Ein echtes Leichtgewicht
Die DJI Mavic Mini wiegt unter 250 Gramm – 249 Gramm, um genau zu sein – inklusive Akku und MicroSD-Karte. Um das geringe Gewicht zu erreichen, musste DJI jedoch an einigen Stellen sparen. Wie DroneDJ berichtet, ist die Drohne aus sehr leichtem Plastik gefertigt und viele Öffnung im Gehäuse dienen sowohl der Belüftung als auch der Gewichtsreduzierung. Die Motoren sind fast schon winzig und einige Abdeckung sind im Prinzip nur Aufkleber. Dadurch wiegt die Drohne selbst nur etwa 150 Gramm – die zusätzlichen 100 Gramm kommen vom Akku. Trotzdem ist die Mavic Mini stabil genug gebaut, dass man die Arme ohne zu viel Vorsicht ein- und ausklappen kann. Apropos Einklappen: Mit eingezogenen Armen hat die Drohne einen Fußabdruck, der in etwa einem mittelgroßen Smartphone entspricht – also gerade eine Handvoll. Durch das geringe Gewicht hat die Mavic Mini zudem eine der längsten Flugzeiten aller DJI-Drohnen, bis zu 30 Minuten bei Windstille.
Der Kampf, das Gewicht unter 250 Gramm zu bringen, kommt nicht von ungefähr. In vielen Ländern ist die 250-Gramm-Grenze Grundlage für eine Vielzahl von rechtlichen Vorschriften. In den USA etwa müssen Flugobjekte ab 250 Gramm Startgewicht bei der FAA registriert werden. Auch in Deutschland hat das geringe Gewicht Vorteile. Die Mavic Mini muss laut Drohnenverordnung nicht mit einem Kennzeichen ausgestattet werden, auf dem Name und Adresse des Eigentümers vermerkt sind, um diesen im Schadensfall ausfindig zu machen. Damit gelten für die Mavic Mini in Deutschland im Prinzip nur die generellen Betriebsverbote, unter die alle unbemannten Flugobjekte fallen, egal ob Spielzeug oder professioneller Art. Die Mavic Mini ist also rechtlich einem 50-Euro-Quadcopter aus dem Supermarkt gleichgestellt – obwohl sie natürlich deutlich mehr kann.
Leider kein 4K
Die Mavic Mini nimmt Videos in 2,7K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde (FPS) oder in 1080p-Auflösung mit 60 FPS auf. Bilder, die mit der Drohne geschossen werden, haben eine Auflösung von 12 Megapixel. Das ist zwar weit entfernt von 4K mit 30 FPS und 1080p mit 120 FPS, was mit der nächsten Drohne in der Mavic-Reihe, der Mavic Air, möglich ist. Für diesen Formfaktor und mit Gimbal-Stabilisierung ist das jedoch weltweit einzigartig. Beispielvideos und -fotos beweisen außerdem schon jetzt, dass die Qualität der Kamera auf hohem Niveau ist und durchaus für semiprofessionelle Aufnahmen ausreicht.
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Mit dem mitgelieferten Controller lassen sich die Drohne und die Kamera steuern, das Smartphone kommt in die ausklappbare Halterung, wird per Kabel mit dem Controller verbunden und zeigt neben dem Kamera-Livestream noch weitere Flugdaten. Die Mavic Mini hat neben dem Standard-Flugmods auch einen Sportmodus, mit dem sie besonders schnell fliegt und den Cinesmooth-Modus, der sie langsamer fliegen lässt, um besonders stabile Aufnahmen zu bekommen. Außerdem können Sie in der DJI-Fly-App aus vier verschiedenen „QuickShots“ wählen, bei denen die Drohne bestimmte Muster um Sie herum fliegt und dabei filmt. Zur Auswahl stehen „Dronie“, „Rocket“, „Circle“ und „Helix“.
Auf der Unterseite der Drohne sitzt eine Akkustandanzeige, der Einschaltknopf. Der Akku sitzt hinter einer Klappe an der Rückseite, darunter ist die MicroUSB-Buchse und der Speicherkartensteckplatz. Die Kamera hat zum Transport ein Plastikcover, das mit einem Handgriff angebracht werden kann. Die Propeller sind etwas DJI-untypisch mit Schrauben befestigt, ein Schraubenzieher ist im Lieferumfang enthalten. Andere Mavic-Drohnen haben jedoch ein Quick-Release-System, mit dem die Propeller im Handumdrehen auswechselbar sind.
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Preis und Verfügbarkeit
399 Euro für die Standard-Version, bei der die Drohne selbst, der Controller, Ersatzpropeller und ein Akku enthalten ist. Für 100 Euro mehr gibt es das Fly-More-Paket noch dazu, mit dem man zusätzlich noch zwei Akkus und ein Ladegerät für alle drei Akkus, weitere Ersatzpropeller und einen Propellerschutz zum Fliegen im Innenbereich bekommt. In Anbetracht der Tatsache, dass ein zusätzlicher Akku allein schon 45 Euro kostet, ist der Preis für das Paket durchaus angebracht. Die Drohne ist jetzt vorbestellbar bei DJI selbst und auf Amazon, und wird am elften November ausgeliefert.