14. Juni 2023, 15:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Vor allem früher wurden sie häufig genutzt – Call-by-Call-Vorwahlen, mit denen Telekom-Kunden günstiger innerhalb Deutschlands, aber auch ins Ausland telefonieren können. In Zeiten, wo Nutzer vermehrt mobil statt über Festnetz telefonieren, sind die Sparvorwahlen aber zunehmend in Vergessenheit geraten. Nun wurde das Ende von Call by Call besiegelt.
Es war DER Telefon-Trend Anfang der 2000er: Mit den sogenannten Billigvorwahlen, auch Call by Call oder Callthrough genannt, konnten Telekom-Kunden mit einer speziellen Nummernkombination bei Anrufen im In- und Ausland deutlich sparen. Durch die zusätzliche Vorwahl lief der Anruf nämlich nicht mehr über den üblichen Telefonanbieter. Dieses Verfahren führte der Gesetzgeber ursprünglich im Jahr 1998 ein, um die Monopolstellung der deutschen Telekom zu verhindern und Benutzern auch alternative Tarife anzubieten. Was viele nicht wissen: Die Billigvorwahlen existieren heute immer noch. Ihr Ende ist allerdings besiegelt.
Übersicht
Ende 2024 läuft Call by Call aus
Mit der Aufhebung des Monopols für Sprachtelefondienste im Jahr 1998 war die Telekom im Sinne des Wettbewerbs verpflichtet worden, ihren Kundinnen und Kunden Call by Call anzubieten. 2019 war diese Verpflichtung ausgelaufen. Seitdem hatte die Telekom die Sparvorwahlen nach Verhandlungen mit dem Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) immer wieder freiwillig verlängert. Doch damit ist bald Schluss.
Festnetzkunden der Telekom können die Sparvorwahlen nur noch bis Ende 2024 nutzen, so der VATM. Gleichzeitig soll sich von 2025 an die Handhabung teurer Sonderrufnummern vereinfachen. Auch Nummern, die mit 0900 beginnen, sollen dann „einheitlich und transparent“ abgerechnet werden. Das bedeutet, dass die Kosten für Anrufe aus dem Festnetz und über den Mobilfunk die gleichen sein werden. Bisher weicht der Mobilfunkpreis meist nach oben ab. Außerdem bleibt bei den Sonderrufnummern die Preisansage vor dem Gespräch bestehen.
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So funktioniert Call by Call
Als einziges Unternehmen in Deutschland bietet die Telekom Call by Call an. Als Kunde lässt sich mit den Sparvorwahlen ausschließlich vom Festnetz aus günstiger telefonieren, dafür aber im Inland, Ausland und ins Mobilfunknetz. Prinzipiell ist Call by Call überall verfügbar. Die einzige Ausnahme bilden Ortschaften, in denen das Unternehmen keine eigenen Leitungen verlegt hat und sie deshalb bei anderen Betreibern anmieten muss.
Wie Call by Call genau funktioniert, veranschaulicht die folgende Infografik. Bemerkenswert ist noch, dass bis zu einer Änderung der Telekommunikationsgesetze im Jahr 2012 die Call-by-Call-Anbieter nicht dazu verpflichtet waren, Nutzer per Ansage über den geltenden Tarif zu informieren. Während man daher früher noch Gefahr laufen konnte, unwissentlich enorme Kosten zu verursachen, bekommt man heute im Vorfeld Bescheid, was der folgende Anruf kosten wird. Der Anruf wird dann über die normale Telefonrechnung abgerechnet.
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Welche Vorwahl sich für welchen Zweck am besten anbietet, können Nutzer bei diversen Internet-Portalen nachsehen. Gerade im Ausland kann Call by Call einen Unterschied von über einem Euro pro Minute ausmachen. Selbst wenn die Telekom mehr und mehr auf All-IP-Anschlüsse statt auf Analog und ISDN setzt, sieht die gesetzliche Regelung nach über 25 Jahren immer noch vor, dass das Unternehmen Call by Call zur Verfügung stellen muss. Wer kein Kunde der Telekom ist, kann Call by Call nicht nutzen. Andere Anbieter verfügen über diese Möglichkeit nicht, da sie bisher nicht gesetzlich dazu verpflichtet worden sind. Hierfür bietet sich eher, vor allem für Handy-Nutzer, das Callthrough-Prinzip an.
Callthrough unterscheidet sich von Call by Call
Mit Callthrough sind Nutzer nicht ans Festnetz gebunden, sondern können von jedem Gerät aus überall hin telefonieren. Das Verfahren funktioniert vom Prinzip her ähnlich wie Call by Call, hat aber ein paar Besonderheiten, die Nutzer berücksichtigen und abschätzen sollten. Sie müssen zunächst eine Einwahlnummer wählen und bekommen dann eine freie Leitung zugeschaltet. Im Anschluss wählen sie dann die eigentliche Rufnummer.
Bestimmte Telefon-Anbieter verbieten innerhalb ihrer allgemeinen Geschäftsbedingungen den Gebrauch von Callthrough. Da Kunden hier über den Telefoncomputer eines Callthrough-Anbieters und nicht über ihren vertraglichen telefonieren, wollen die Unternehmen mit dem Verbot riesigen Ersparnissen entgegenwirken.
Sollte Ihr Anbieter Callthrough erlauben, können Sie sich überlegen, auf welches Bezahlungsmodell Sie zurückgreifen wollen. Bei einmaligen Anrufen bietet sich Prepaid mit aufladbarem Guthaben an. Bei häufigen Anrufen eher Postpaid mit Abrechnung über die normale Telefonrechnung.
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Kostenfallen entgehen
Zuletzt sollten Nutzer darauf achten, welche Callthrough-Nummer für Sie die beste ist. Auf den Vergleichsportalen erfahren sie nicht nur, welcher Anbieter für ihre Interessen den günstigsten Preis anbietet. Hier ist auch gelistet, ob er über eine Tarif-Ansage verfügt. Diese ist bei Callthrough entscheidend, da sich die Preise je nach Uhrzeit permanent ändern und stark variieren können.
Auch ist der günstigste Anbieter nicht immer der zuverlässigste oder derjenige mit der besten Qualität. Nutzer sollten also auch immer abwägen, ob im betreffenden Fall vielleicht ein normaler Anruf günstiger wäre. In anderen Fällen können sie dagegen mit Callthrough viel Geld sparen.
Mit Material der dpa