20. Mai 2019, 18:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Digitalisierung schreitet in Deutschland immer weiter voran. Während viele diese Entwicklung bejubeln, machen sich einige Arbeitnehmer Sorgen um ihren Job.
Es erscheint wie eine Vision aus der Zukunft: Roboter servieren uns im Restaurant das Essen, gepflegt werden wir von Maschinen im Krankenhaus und selbst die Reinigung wird von technischen Helfern übernommen. Doch der digitale Fortschritt kann auch Nachteile für den Menschen haben, vor allem für diejenigen, deren Jobs von Robotern übernommen werden können. Viele Menschen könnten auf diese Weise gekündigt werden. „Berufliche Tätigkeiten, bei denen der Mensch bisher als nicht ersetzbar galt, könnten heute potenziell von Computern und computergesteuerten Maschinen erledigt werden“, heißt es etwa als Ergebnis einer Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Keine unbegründete Sorge, denn schon jetzt ist es nur eine Frage der Zeit, bis viele Aufgaben von Maschinen und Robotern übernommen werden können. Dadurch könnte der Bedarf an menschlicher Arbeitsleistung sinken, einige Arbeitnehmer ihren Job verlieren. Aktuell testet zum Beispiel der amerikanische Onlineversandhändler Amazon in einem seiner größten Lager Pack-Roboter, das berichtet die französische Nachrichtenagentur, die sich auf zwei Mitarbeiter beruft, die allerdings lieber anonym bleiben wollen. Die Roboter sollen den Namen CartonWrap tragen und von dem italienischen Unternehmen CMC Srl entwickelt wurden sein.
Laut den Informationen kann ein Roboter etwa 600 bis 700 Pakete packen und ist damit viermal bis sogar fünfmal so schnell wie ein Mitarbeiter aus Fleisch und Blut. Lediglich drei Arbeiter seien für diese Tätigkeiten noch nötig, um unter anderem den Klebstoff nachzufüllen. Bei den hunderten von Lagern, die vom Versandhändler betrieben werden, könnten allein auf diese Weise mehrere Tauschend Jobs der Digitalisierung zum Opfer fallen.
Diese Jobs sind besonders betroffen?
Einige Berufsfelder haben ein erhöhtes Potential, von der Automatisierung betroffen zu sein. Laut der Studie des IAB aus dem Jahr 2018 ist der Anteil der Tätigkeiten, die potentiell von Computer übernommen werden könnten besonders hoch in den folgenden Berufen:
- Verkehrs- und Logistikberufe (56 Prozent)
- Unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe (60 Prozent)
- Reinigungsberufe (39 Prozent)
- Handelsberufe (50 Prozent)
- Fertigungsberufe (83 Prozent)
Bereits im Jahr 2016 konnten laut der Studie 58 Prozent der Helfertätigkeit sowie 54 Prozent von Berufen im Fachkräfte-Bereich von Computern erledigt werden.
Keine rechtlichen Sonderregeln
Die Professorin für Bürgerliches Recht, Handels-, Arbeits- und Wirtschaftsrecht an der Universität Augsburg, Martina Benecke, beschäftigt sich mit Kündigungen, die durch Automatisierung sowie Digitalisierung verursacht sind. „Für die Digitalisierung gibt es zunächst keine rechtlichen Sonderregeln“, sagt Benecke gegenüber Spiegel Online. Veränderungen in der Jobsituation seien ebenfalls Sachse des Arbeitsrechts und deshalb im Bereich des Kündigungsschutzgesetzes zu sehen. Dieses gelte bereits seit den 1960er-Jahren. „Entweder kann sich der Arbeitnehmer nicht an die veränderten Bedingungen am Arbeitsplatz anpassen, oder sein Arbeitsplatz fällt weg. Nur dann ist eine betriebsbedingte Kündigung möglich“, sagt die Professorin zu Spiegel Online.
Trotzdem sollten Arbeitnehmer keine Angst vor der Digitalisierung und damit einem drohenden Jobverlust haben. „Eine betriebsbedingte Kündigung muss verhältnismäßig sein. Danach hat der Mitarbeiter drei Wochen Zeit, Kündigungsschutzklage zu erheben“, erklärt Benecke. Der Arbeitgeber müsse beweisen, dass der Arbeitsplatz entfallen und keine andere adäquate Beschäftigung bestehen würde. Da dies nicht so leicht sei, würden Arbeitgeber versuchen, Beendigungskündigungen zu vermeiden.
Digitalisierung als Jobmotor?
Allerdings kann die zunehmende Digitalisierung mit Auswirkungen auf all unsere Lebensbereiche aber auch einen positiven Einfluss zur Beschaffung von Arbeitsplätzen haben. Der Bericht „The Future of Jobs“ vom Weltwirtschaftsforum etwa sagt zwar auch die Kürzung vieler Arbeitsplätze voraus, zeitgleich würden jedoch mehr neue Jobs – insgesamt 133 Millionen in den kommenden fünf Jahren – entstehen.
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Könnte meinen Job ein Roboter erledigen?
Vermutlich hat sich jeder schon einmal gefragt, ob der eigene Job durch einen Roboter ausgeführt werden könnte. Auf einer Internetseite des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, können Arbeitnehmer genau das herausfinden. Im Job-Futuromat können auch Sie Ihren Beruf eingeben und erhalten eine genaue Analyse, inwieweit Ihr Job von der Digitalisierung und Automatisierung betroffen ist sowie und wie sich der Job künftig entwickeln wird.
Meinung zur Digitalisierung in der Arbeitswelt
„Die Digitalisierung darf nicht verteufelt werden, nur weil sie auch Nachteile wie etwa die Streichung von Jobs hat. In jeder Hinsicht steht sie auch für den Fortschritt der Gesellschaft und kann unser aller Leben in vielen Bereichen positiv und nachhaltig beeinflussen. Die Frage ist nur, wie wir als Gesellschaft der Automatisierung begegnen. Wir sollten die Digitalisierung als Chance sehen.“– Madlen Schäfer