12. März 2019, 16:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Städte weltweit haben eine Strategie, um zu einer smarten Stadt zu werden. Einige Metropolen hängen in puncto Digitalisierung aber alle anderen ab. Welche das sind, hat jetzt eine Studie herausgefunden.
Schon zum zweiten Mal hat die Unternehmensberatung Roland Berger ein Ranking erstellt, dass die smartesten Städte weltweit listet. Die Studie zeigt, dass einige Städte beim Thema Digitalisierung bereits sehr weit sind, während andere Städte in diesem Bereich noch einigen Nachholbedarf aufweisen. Zuletzt wurde der Smart City Index im Jahr 2017 veröffentlicht.
Eine Vielzahl von Faktoren ist nötig, damit eine Stadt effektiv und fortschrittlich sein kann. So ist etwa ein ganzheitliches Smart-City-Konzept unabdingbar. Experten der Unternehmensberatung Roland Berger haben insgesamt 153 Städte weltweit untersucht und den Smart City Strategy Index anhand der Analyse verschiedener Kriterien wie etwa Infrastruktur, Mobilität oder Energie erstellt.
Die smartesten Cities: Wien, London und St. Albert
Am besten schneiden in dem Ranking zwei europäische Hauptstädte ab: Wien und London. Die österreichische Hauptstadt sehen die Experten der Studie als fortschrittlichste Stadt der Welt. Bereits vor zwei Jahren landete Wien auf dem ersten Platz. Die Top-Position begründeten die Experten damit, dass die Stadt in vielen Bereichen punkten kann, die eine smarte Stadt ausmachen. „Die österreichische Hauptstadt überzeugt mit ihrer ganzheitlichen Rahmenstrategie und innovativen Lösungen für Mobilität, Umwelt, Bildung, Gesundheit und Verwaltung sowie einer Fortschrittskontrolle der einzelnen Projekte“, erklärt Roland Berger-Partner Thilo Zelt.
Es gibt viele Beispiele, die die Fortschrittlichkeit der Stadt zeigen, wie die „Sag’s Wien-App“ mit der Probleme direkt an die Stadt gemeldet werden können oder der Online-Service „mein.wien“, der einen Gang zum Amt unnötig macht. „Wien darf keine Stadt der zwei Geschwindigkeiten werden, in der nur die Eliten von der Digitalisierung profitieren“, warnt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig trotz der Auszeichnung. Selbst bei den kleinsten Wienern setzt die Stadt auf Digitalisierung, so soll zum Beispiel in den nächsten drei Jahren jede städtische Schule mit WLAN ausgestattet werden.
Den zweiten Platz belegt London. Die britische Stadt entwickelt eine smarte Straßen-Infrastruktur, wie zum Beispiel Straßenlaternen und Bänke, die zusätzliche Funktionen besitzen wie WLAN, Sensoren zur Messung der Luftqualität sowie Auflademöglichkeiten für elektronische Fahrzeuge.
Ein richtiger Newcomer landet auf dem dritten Platz: die kanadische Stadt St. Albert. Erst 2016 hatte die Stadt mit rund 65.000 Einwohnern einen Masterplan entwickelt, dieser beinhaltet technologische und innovative Veränderungen in 22 strategischen Bereichen.
In der Studie von 2017 landeten neben Wien noch Chicago und Singapur in der Top 3.
Asiatische Städte auf dem digitalen Vormarsch
Auch wenn sich unter den vorderen Plätzen viele europäische Städte tummeln, unter anderem Paris, Birmingham und Santander, punkten ebenso viele Städte aus dem asiatischen Raum in Bezug auf Digitalisierung. Darunter sind Seoul, Guangzhou, Shenzhen, Dalian und Chongqing. „Chinesische Städte schneiden am besten ab, mit fünf Top-Finishern von Shanghai auf dem sechsten Platz bis Guangzhou auf dem 14. Platz. Alle haben fünfjährige Smart-Pläne im Rahmen der Smart-City-Initiative des Landes“, heißt es in der Studie.
Für die Beurteilung, wie smart eine Stadt ist, wählten die Experten Kriterien wie Budget, Pläne, Koordination, Gebäude, Infrastruktur, Gesundheit, Bildung, Mobilität und politischer Rahmen.
Erfolg einer Smart City
Insgesamt verringert sich der Abstand zwischen den Top-15-Städten. Dies deutet darauf hin, dass mehr Städte gegenüber Spitzenreiter Wien aufholen. Erkennbar ist aber auch, dass die Stadtgröße ein Indikator für die Qualität einer Strategie sein kann, jedoch der Wohlstand die Entwicklung guter Strategien nicht einzuschränken scheint. Die Experten raten anderen Städten: „Der Erfolg einer Smart City hängt von den Maßnahmen in den drei Schlüsselbereichen ab: Stadtplaner, Lösungsanbieter und nationale sowie regionale Regierungen“, so die Erkenntnis nach Auswertung der Ergebnisse in der Studie.
Nur zehn Prozent der Städte haben Smart-City-Konzept
90 Prozent der Städte haben noch keinen Plan, um eine Smart City zu werden. Zumindest arbeiten aber immer mehr Städte daran, wie die Zahlen zeigen. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der Städte mit einer Smart City-Strategie von 87 auf 153 fast verdoppelt. Insgesamt kommt es jedoch nicht auf das richtige Konzept, sondern die Realisierung an. „Oft liegt das aber nicht an den Strategien selbst, sondern an unklaren Verantwortlichkeiten – es fehlt nicht selten eine koordinative Funktion mit dem entsprechenden Know-how, die das Projekt vorantreibt“, sagt Thilo Zelt.
Deutsche Städte sucht man in dem Smart-City-Index beinahe vergebens, gebe es da nicht die Hauptstadt. Zumindest Berlin ist im ersten Drittel der Smart Cities gelistet.
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Studie aus Deutschland kommt zu ähnlichem Ergebnis
Eine Studie zur Digitalisierung vom Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer-Institut urteilt hierzulande ähnlich. Im Deutschland-Index belegt die Hauptstadt den ersten Platz, Hamburg und Bremen folgen auf den Rängen dahinter. Am wenigsten fortgeschritten ist die Digitalisierung laut der Studie in Thüringen. Für die Ergebnisse analysierten die Forscher Aspekte wie die digitale Infrastruktur, digitales Leben, Bürgerservices, Digitalisierung der Kommune sowie Wirtschaft und Forschung. Die Hansestadt Hamburg punktet vor allem mit ihrer digitalen Verwaltung. Öffentliche WLAN-Hotspots finden Menschen am ehesten in den Stadtstaaten.
TECHBOOK meint
„Der Smart-City-Index 2019 ist eine echte Schlappe für Deutschland, denn keine deutsche Stadt kann in Bezug auf Digitalisierung im internationalen Vergleich der Top-Städte mithalten. Lediglich Berlin schafft es ins vordere Drittel der smarten Städte. Damit Deutschland nicht abgehängt wird, sollte sich dies schnellstens ändern. “– Madlen Schäfer