20. Mai 2020, 11:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Telefongebühren von daheim in andere EU-Länder sind zwar seit einem Jahr gedeckelt. Doch wenn der Anbieter den Höchstpreis aufruft, sind auch diese Telefonate alles andere als billig. Es gibt trotzdem Möglichkeiten, bei Auslandstelefonaten Geld zu sparen.
Bevor man für ein Telefonat ins Ausland zum Hörer greift oder das Smartphone entsperrt, sollte man die Minutenpreise in der Preisliste seines Festnetzanbieters oder Mobilfunkproviders prüfen. Gerade Gespräche vom deutschen Festnetz in ausländische Mobilfunknetze sind oft teuer, warnt die Stiftung Warentest.
Wer denkt, dass alle Handygespräche innerhalb der EU reguliert sind, der irrt. Denn die EU-Roaming-Regelung deckt eben nur Roaming-Verbindungen ab, also diejenigen Anrufe, die auf Reisen von einem EU-Land nach Deutschland oder innerhalb zweier EU-Länder erfolgen. Hier nutzt der Anrufer nämlich ein ausländisches Netz, roamt also. Anders bei Telefonaten von Deutschland in ein EU-Land oder ein Land außerhalb der EU, die über das heimische Netz realisiert werden und für die zusätzliche Kosten anfallen.
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Telefonate ins Ausland oft viel teurer als SMS
Gespräche von Deutschland aus in ein anderes EU-Land dürfen maximal rund 22,6 Cent pro Minute kosten – ob vom Handy oder Festnetz aus. Doch diesen EU-regulierten Höchstpreis rufen viele Anbieter auch tatsächlich auf. Deutlich günstigere Minutenpreis um die 3 Cent pro Minute finden sich nur bei einigen Festnetzanbietern für Telefonate in bestimmte EU-Länder, so die Warentester.
Universell günstig für Mitteilungen von Deutschland aus ins Mobilfunknetz eines anderen EU-Landes ist eine SMS, die maximal rund 7,1 Cent kosten darf – so schreibt es die EU-Regulierung vor.
Deftige Preise für Anrufe außerhalb der EU
Wer von Deutschland aus in Länder außerhalb des EU-Raums telefoniert, muss auch weiterhin mit deftigen Preisen rechnen: Keine Seltenheit sind etwa 50 Cent pro Minute für Festnetzgespräche in die Türkei oder 2 Euro pro Minute für ein Handygespräch in die Schweiz.
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Tipp 1: Länder-Flats buchen
Allen, die häufig in ein bestimmtes Land oder bestimmte Länder telefonieren, raten die Experten daher, Länder-Optionen zu prüfen, die bei vielen Anbietern ab vier Euro monatlich mit einer Laufzeit von einem Monat zubuchbar sind. Solche Optionen machen die Verbindungen günstiger oder decken alle Anrufe in bestimmte Länder als Flat ab.
Tipp 2: Spezialisierte Mobilfunkprovider wählen
Es gibt auch Mobilfunkprovider, die sich auf Personen spezialisieren, die entweder einen Migrationshintergrund haben, oder deren Familie und Freunde im Ausland leben. Beispiele sind hier beispielsweise Ay Yildiz (gehört zur Telefónica) und Lebara Mobile, die sich beide auf türkisch sprechende Nutzer spezialisiert haben, aber auch weltweit nutzbare Optionen vermarkten.
Ay Yildiz bietet beispielsweise besonders günstige Gesprächsminuten, Optionen und Flatrates für Telefonate in die Türkei an. Wählen können Kunden hier zwischen Prepaid- und Laufzeit-Tarifen. Lebara hat unter anderem Optionen im Angebot, die ab 10 Euro pro vier Wochen Freiminuten oder sogar eine Telefon-Flat in 50 Länder der Welt beinhalten. Die Länderliste reicht von Bangladesch, über Chile, Israel, Indonesien, Thailand, die USA, bis nach Venezuela. Auch die EU-Länder sind eingeschlossen.
Tipp 3: Call-by-Call-Vorwahlen nutzen
Festnetzkunden der Deutschen Telekom können nach wie vor Call-by-Call-Dienste nutzen. Dabei wird vor der eigentlichen eine bestimmte Nummer des ausgewählten, günstigeren Anbieters vorgewählt. Das Gespräch läuft dann über diesen Anbieter, die Gebühren werden über die Telekom-Rechnung eingezogen. Hierbei sind aber die Telefonzeiten genau zu beachten, denn bei einem Taktungs. oder Stundenwechsel kann eine zuvor günstige Vorwahl plötzlich teuer werden. Planen Sie Ihre Anrufe daher im voraus und prüfen Sie genau, ob der Anbieter in dieser Zeit teurer wird oder die Taktung bei der Abrechnung der Telefonate ändert.
Tipp 4: Telefonieren Sie übers Internet
Nutzen die Gesprächspartner die gleiche App, sind natürlich europa- und weltweit Gratis-Gespräche per Messenger die erste Wahl. Hier bieten sich aufgrund der hohen Nutzerzahlen vor allem WhatsApp oder Apples FaceTime an. Ansonsten erinnern die Warentester daran, dass mit Skype relativ preisgünstige Anrufe in Fest- und Handynetze weltweit möglich sind. Anrufe zu anderen Skype-Nutzern sind sogar kostenlos möglich.