7. Mai 2024, 17:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Manchmal ist es Zeit, sich von bestimmten Angeboten zu trennen. Vor allem, wenn sie nicht mehr so genutzt werden, wie es früher der Fall und eigentlich gedacht war. Dies trifft auch auf den Auskunftsdienst der Telekom zu, der nur noch bis Jahresende betrieben wird.
Die Telefonauskunft ist wohl einer der ältesten Dienste im Bereich Telefonie. Ein Anruf und man erfährt die Nummer von Personen und Einrichtungen im In- und Ausland. Ursprünglich war die Auskunft ein Angebot der Deutschen Bundespost, nach der Privatisierung konnten aber auch andere Anbieter einen Auskunftsdienst betreiben. Die Auskunft der Telekom gehört heute zu den ältesten Angeboten. Doch ihr Ende steht fest.
Kaum noch Nachfrage nach der Telekom-Auskunft
Es gibt kaum jemanden, der heute nicht regelmäßig im Internet unterwegs ist. Die klassische Telefonauskunft hat angesichts dieser Entwicklung über die Jahre immer mehr an Bedeutung verloren. Gingen 1995 noch etwa 550 Millionen Anfragen über die 11833 ein, hat sich die Zahl seither deutlich reduziert. Die Telekom spricht von einem Schwund von 20 Prozent jährlich. Aktuell liege die Zahl der Anrufe bei deutlich unter zwei Millionen – ein Rückgang von mehr als 99,6 Prozent in knapp 30 Jahren.
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Die Telekom selbst nennt das Angebot mittlerweile als „aus der Zeit gefallen“. Digitale Services am Handy hätten der Auskunft den Rang abgelaufen. Deswegen trennt sich das Unternehmen von seinem langjährigen Angebot. Zum 1. Dezember 2024 stellt die Telekom die Auskunft endgültig ein. Die Inlandsauskunft, Auslandsauskunft aber auch der Weckservice werden dann zu einem Relikt der Vergangenheit.
Die Mitarbeitenden, die das Angebot in den Callcentern noch betreut haben, sollen jedoch nicht auf der Straße landen. Ein Teil von ihnen geht in den Ruhestand, der andere Part werde ab Dezember in weitere Projekte überführt, so die Telekom.
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Telekom nennt Alternativen zur Auskunft – eine überrascht
Wie bereits erwähnt ist die hohe Verbreitung des Internets und von Geräten wie Laptops, Tablets und Smartphones einer der Hauptgründe dafür, dass die Auskunft der Telekom heute schlicht überflüssig geworden ist. Stattdessen suchen die meisten Menschen online nach Kontaktdaten von Ärzten, Unternehmen sowie Einrichtungen und schreiben Freunde und Bekannte übers Handy an. Wer als Unternehmen erfolgreich sein möchte, veröffentlicht seine Kontaktdaten und Öffnungszeiten im Netz. Hinzu kommen diverse digitale Angebote, die Adressen und Telefonnummern unterschiedlichster Einrichtungen sammeln und zur Abfrage bereitstellen.
Das Konzept erinnert an das Telefonbuch, das in den 1980er- und 90er-Jahren eine fast vollständige Aufstellung aller deutscher Haushalte beinhaltete. Damals waren Einträge im Telefonbuch verpflichtend, heute erfolgen sie nur noch auf Bestellung. Mittlerweile existiert das Telefonbuch vor allem in digitaler Form. Doch – man mag es kaum glauben – auch gedruckte Ausgaben gibt es noch immer und werden heutzutage in der Regel einmal pro Jahr herausgegeben.
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Auf eben jenes gedruckte Telefonbuch und das Angebot, dort seine Telefonnummer eintragen zu lassen, verweist die Telekom mit Blick auf das Ende der Auskunft. „Die Daten gehören grundsätzlich den Anschlussinhabern und werden nur veröffentlicht, wenn sie oder er das möchten“, so das Unternehmen. Willigt man vertraglich ein, leitet die Telekom die Daten an die Auskunft. Die Datenredaktion übernimmt zudem die Datenabgabe an weitere Unternehmen, wozu die Telekom verpflichtet sei. Die Preise werden von der Bundesnetzagentur geregelt.
Ende der Auskunft, aber das Telefonbuch bleibt
Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass sich die Telekom nach all den Jahren von der Auskunft trennt. Ich kenne die Werbung für derartige Dienste noch aus meiner Jugend – man erinnere sich an den Spot mit Verona Pooth zur 11880. Allerdings habe ich in meinem Leben nicht einmal die Auskunft angerufen. Schon gar nicht seit dem Aufkommen von Smartphones, mit denen sich Kontaktdaten einfach googeln lassen.
Was ich aber getan habe, ist im Telefonbuch zu blättern. Das lag damals neben nahezu jedem Telefon. Doch seit Jahren dienen die dicken Bücher für mich eher dazu, zu kurze Tischbeine auszugleichen oder um damit Pflanzen zu pressen. Dass tatsächlich noch jemand im Telefonbuch nachforscht und ein Unternehmen wie die Telekom sogar noch auf die Einträge als Alternative zur Auskunft verweist – für mich unvorstellbar. Vor allem, da das Unternehmen explizit die gedruckte Version anspricht.
Aber solange es die gedruckten Telefonbücher noch gibt, warum nicht? Die meisten Menschen, die ich kenne, nutzen sie nicht mehr und würden – wenn überhaupt – eher in das digitale Telefonbuch schauen. Wer weiß, ob dieses nicht bald die gedruckte Form ablöst. Das dürfte auf lange Sicht deutlich kosteneffizienter sein.