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Neuer UN-Bericht

Achtung! Warum Sie Betrüger in Zukunft öfter anrufen könnten

Frau mit schockiertem Gesichtsausdruck am Smartphone
Scam-Callcenter könnten bald vermehrt anrufen Foto: Getty Images
Woon-Mo Sung
Redakteur

24. April 2025, 12:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

International breiten sich sogenannte Scam-Callcenter immer stärker aus. Das geht aus einem neuen Bericht der UN hervor.

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Betrügereien können Verbraucher auf verschiedenen Wegen erreichen und sind stets ein großes Ärgernis – vor allem, wenn sie erfolgreich sind. Neben verschiedenen Maschen im Internet gibt es nach wie vor auch den Weg über direkte Anrufe. Dahinter stecken oftmals professionell organisierte Banden in Scam-Callcentern, die auch international agieren können. Und laut einem neuen UN-Bericht stellen sie ein wachsendes Problem dar.

Scam-Callcenter breiten sich weltweit aus

Aus dem neuen Report der Vereinten Nationen geht hervor, dass Scam-Callcenter immer weiter ausweiten. Damit sind kriminelle Betriebe gemeint, in denen man allerlei Betrügereien nachgeht. Dies kann auf telefonischem Wege wie auch im Netz geschehen. Ein Großteil dieser Center hatte sich bislang auf den südostasiatischen Raum beschränkt.

Doch auch nach mehreren Razzien in Ländern wie Laos, Kambodscha, Myanmar und den Philippinen können die Behörden ihre Verbreitung nicht aufhalten. Ist einmal ein Scam-Callcenter geschlossen, eröffnet anderswo ein neues. Dabei entstehen sogar eigene Business Parks, in denen man ausschließlich kriminellen Tätigkeiten nachgeht.

Scam-Callcenter sind ein Milliardengeschäft

Mittlerweile soll es Hunderte solcher Scam-Callcenter geben, die für sich bereits eine eigene kleine Industrie ergeben. Deren geschätzter Umsatz erstaunt: So glauben Experten, dass die Betrüger jährlich bis zu 40 Milliarden US-Dollar Profit erwirtschaften.

Das Phänomen breite sich „wie Krebs“ aus, wie Benedikt Hofmann von der UN in einer Pressemitteilung zitiert wird. Die Behörden würden das Problem jeweils nur in einem Gebiet angehen, die Wurzeln aber nicht auslöschen können. Diese wandern einfach weiter. Das Ergebnis ist ein vernetztes Ökosystem, das von einfallreichen Syndikaten angetrieben wird, die Schwachstellen ausnutzen, Gesetzgebungsprozesse, Regierungs- und andere Institutionen korrumpieren und damit die Souveränität des jeweiligen Staates gefährden.

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Von Asien auch nach Europa

Die UN sagt, dass speziell die asiatisch-geführten Scam-Callcenter mittlerweile auch in Afrika, Südasien, dem Mittleren Osten und einigen pazifischen Inseln entdeckt wurden. Zudem gebe es damit im Zusammenhang stehende Fälle von Geldwäsche, Menschenhandel und Dienste zum Anwerben neuer Mitarbeiter in ganz Amerika und Europa.

Länder im europäischen Raum, die dem Bericht nach besonders auffallen, sind Georgien, Russland, die Türkei, Tschechien, Rumänien und die Ukraine. In Georgien etwa sollen sich Betreiber von betrügerischen Callcentern als Recruiter ausgeben, um Kundendienst-Mitarbeiter anzuwerben. Insbesondere wären dabei Chinesen oder Personen mit chinesischen Sprachkenntnissen im Visier, da das Land ein besonders lukratives Ziel sei.

Könnte auch Deutschland betroffen sein?

In Bezug auf Geldwäsche, die direkt oder indirekt mit den Scam-Callcentern zusammenhängen kann, merkt die UN zunehmende Partnerschaften asiatischer Akteure mit anderen kriminellen Vereinigungen weltweit an.

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Im Zuge dessen würden die Täter auch mit Geldern hantieren, die unter anderem in Albanien, Frankreich, im Vereinigten Königreich, in Spanien, Italien, Irland und, nebst anderen Ländern, auch Deutschland generiert wurden. Und zwar von Gruppierungen, die ihrerseits für den illegalen Vertrieb von Betäubungsmitteln, gefälschten Waren sowie für Prostitution und Steuer- und Zollbetrug verantwortlich sind.

Ob auch Personen in Deutschland durch die anhaltende Ausbreitung der Scam-Callcenter früher oder später öfter von betrügerischen Anrufen betroffen sein werden, geht zwar nicht aus dem Bericht hervor. Hält der Trend aber an, wäre dies durchaus denkbar. Bereits jetzt kommt es regelmäßig zu Spam-Anrufen auch hierzulande, die Personen belästigen.

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Callcenter als Finanzierungsquelle

Die Scam-Callcenter stellen eine Einnahmequelle dar, um andere Vorhaben zu finanzieren. Verbrecherorganisationen würden etwa Grundstücke kaufen, auf denen sie Hotels oder Casinos errichten, die den Schein der Legalität erwecken sollen. In Wahrheit betreibt man weiterhin illegales Glücksspiel, Drogen- und Menschenschmuggel sowie Geldwäsche.

Um dem Einhalt zu gebieten, empfiehlt die UN die Rückverfolgung der Geldflüsse, anstatt nur einzelne Callcenter zu schließen. So könnte man das Netzwerk an sich aufdecken und die Beute konfiszieren. Zudem bräuchte es strengere Regularien.

Themen Betrug News Sicherheit Telefonieren

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