7. Juni 2017, 17:25 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Am 15. Juni fallen in den EU-Ländern offiziell die Roaming-Gebühren weg, das Surfen im Ausland soll dann billiger werden. Doch Vorsicht: Experten warnen vor neuen Kostenfallen.
Lange haben die Verhandlungen gedauert, jetzt steht sie kurz vor dem Aus: Die Roaming-Gebühr. Auf dem Papier soll eine neue Verordnung ab dem 15. Juni 2017 dafür sorgen, dass Nutzer auch im EU-Ausland sowie in Island, Norwegen und Zypern ohne weitere Zusatzkosten telefonieren, SMS verschicken oder surfen können.
Wer zuvor also in Spanien oder Frankreich teure Roaming-Aufschläge beim Versenden von Fotos oder bei Anrufen in die Heimat zahlen musste, kann dies nun zu den gleichen Konditionen wie auch in Deutschland tun.
Schön für die Kunden – den Anbietern der Tarife ist die neue Regelung allerdings ein Dorn im Auge. Experten warnen, dass es zu neuen, versteckten Kostenfallen kommen könnte.
Provider können Aufschläge verlangen
Christian Just, Ressortleiter Telekommunikation bei der Zeitschrift „Computer Bild“, mahnt: „Vorsicht: Für den Verbraucher lauern neue Fallen. Denn für die Provider fallen durch diese Regelung wichtige Einnahmequellen weg. Einige Anbieter haben deshalb seit Kurzem Tarife im Portfolio, die die Auslandsnutzung beschränken oder komplett ausschließen. Auch manche netzinternen Flatrates gelten im Ausland nicht. “
Eine weitere Tariffalle: Die sogenannte „Fair Use Policy“: Während Flatrates für Telefonate und SMS auch im EU-Ausland gelten, können Anbieter eine Obergrenze für die Internetnutzung festlegen. Überschreiten Kunden diese, kann der Anbieter Aufschläge bis maximal 7,70 Euro plus Mehrwertsteuer (am Ende also knapp 9 Euro) pro Gigabyte verlangen. Der Provider muss die Grenze allerdings vorab mitteilen und einen Hinweis absetzen, wenn das erlaubte Datenvolumen erreicht wird.
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Was muss ich vor dem Tarif-Abschluss beachten?
„Urlauber sollten vor ihrer Reise im Vertrag die genauen Konditionen nachlesen und gegebenenfalls beim Anbieter nachfragen“, empfiehlt Cläre Pillath von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Der Wegfall der Roaming-Aufschläge in der EU sei aber trotz einiger Einschränkungen ein großer Fortschritt für Verbraucher.
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Groß ist die Verlockung nun bei vielen, einfach im EU-Ausland eine SIM-Karte mit einem besonders günstigen Tarif zu kaufen – immerhin bieten manche Provider in EU-Ländern ein vielfaches an Datenvolumen zu weitaus günstigeren Preisen als in Deutschland an. Hier schiebt die Verordnung jedoch einen Riegel vor: Es lassen sich nur SIM-Karten des EU-Landes nach den neuen Roaming-Regeln nutzen, in dem sich der Nutzer am häufigsten aufhält. Wer sich daran nicht hält, riskiert Mehrkosten. Diese können von knapp 3,80 Cent pro Minute, rund 1,20 Cent pro SMS und circa 9 Euro pro Gigabyte reichen – plus Mehrwertsteuer.