
24. Februar 2025, 8:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ohne Smartphone geht heute nahezu nichts mehr. Ob für 100 Euro oder weit über 1000 Euro – nicht nur die Auswahl der Hersteller, sondern besonders auch der Modelle ist riesig. Früher sah das anders aus. Noch vor wenigen Jahrzehnten war ein Handy echter Luxus.
Handys und Smartphones gehören heute zum Alltag. Nahezu jeder in Deutschland besitzt ein Mobiltelefon. Doch was heutzutage selbstverständlich ist, war Ende der 1980er-Jahre eine echte Innovation. Das iPhone von damals war der „Knochen“ und eine Gesprächsminute irrsinnig teuer. Reisen Sie mit uns in der Zeit zurück und erhalten Sie einen Einblick in eine Ära, in der die Mobilfunknetze in Deutschland erst aufgebaut wurden und das mobile Telefonieren noch in den Kinderschuhen steckte.
Übersicht
Der Beginn: Telefone aus dem Auto oder Koffer
Öffentliche Mobilfunknetze existieren in Deutschland bereits seit den 1950er-Jahren. Das analoge A-Netz wurde 1958 von der Deutschen Bundespost eingeführt und bestand bis 1977. Damals mussten Anrufe noch manuell vermittelt werden. Nutzen ließ sich das A-Netz mit Autotelefonen, die allerdings rund 16 Kilogramm wogen und etwa die Hälfte eines Autos kosteten.
Erstmals selbst die Telefonnummer wählen konnten Nutzer im Jahr 1972 mit der Einführung des B-Netzes, das allerdings noch nicht zellular aufgebaut war. Anrufer mussten ihren Standort daher einer der 150 bestehenden Zonen zuordnen, wobei jede einen Durchmesser von bis zu 150 km hatte. Das B-Netz erlaubte darüber hinaus auch erstmals die mobile Telefonie im Ausland, wobei dies auf die Niederlande, Luxemburg und Österreich beschränkt war.
Einige Jahre später, in den 1980ern, folgte das C-Netz, das den Anfang der klassischen Handynutzung einleitete. Erste Hersteller, darunter Motorola als Pionier, begannen in dieser Zeit mit der Entwicklung tragbarer Telefone. Das DynaTAC 8000X, das im September 1983 zugelassen wurde, gilt als Urvater der heutigen Handys. Es wog knapp 800 Gramm, hatte eine Akkulaufzeit von etwa einer Stunde und kostete rund 4000 US-Dollar.

Mit der Einführung des C-Netzes im Jahr 1985 waren Nutzer erstmals unter einer eigenen Rufnummer in ganz Deutschland erreichbar. Die Telefone waren nicht mehr ausschließlich an Autos gebunden, sondern wurden tragbarer. Sie kamen in kleinen Koffern mit Tragegriff, Telefonhörer und einer längeren Antenne.
Der eigentliche Startschuss für moderne Mobilfunknetze fiel jedoch erst vier Jahre später mit der digitalen Übertragung und der Einführung des D2-Netzes in Deutschland.
Das erste private Mobilfunknetz in Deutschland
Am 7. Dezember 1989 dominierte ein Thema die Abendnachrichten: Die Bundesregierung vergab an diesem Tag die erste private GSM-Lizenz. Damit begann der Wettbewerb gegen die Deutsche Bundespost, die bis dahin ein Monopol auf Mobilfunk hatte.
Viele große deutsche Unternehmen bewarben sich um die Lizenz. Den Zuschlag erhielt schließlich ein Konsortium unter der Leitung von Mannesmann (heute Vodafone Deutschland), zu dem auch Cable & Wireless, die DG Bank und Pacific Telesis gehörten.
Die Abkürzung GSM steht für Global System for Mobile Telecommunications. In den Anfangsjahren wurde sie allerdings scherzhaft in „God send Mobiles!“ umgedeutet.
1990 wurde das erste GSM-Telefongespräch im D2-Netz geführt, und im Juni 1991 begann der Probebetrieb in 15 Ballungsräumen. Anfang 1992 war das D2-Netz vollständig betriebsbereit – das erste private Mobilfunknetz war damit offiziell gestartet.
In den folgenden Jahren wurde das Mobilfunknetz weiter ausgebaut. Das D-Netz wurde in das D1-Netz (betrieben von der Telekom) und das D2-Netz (betrieben von Mannesmann Mobilfunk) unterteilt. 1993 folgte mit E-Plus das erste Netz der E-Kategorie, 1997 erhielt Viag Interkom (heute O2) seine Lizenz.
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Das erste Handy für die breite Masse – der „Knochen“
Was 1992 für die Nutzung der neuen Mobilfunknetze in Deutschland noch fehlte, waren geeignete Handys. Im Juni desselben Jahres erhielten erste Hersteller, darunter Ericsson und Motorola, europaweite Zulassungen für ihre Geräte.
Am 30. Juni 1992 brachte Mannesmann Mobilfunk bzw. Vodafone das erste Mobiltelefon für den deutschen Markt auf den Markt: das Motorola International 3200. Dieses Modell hatte wenig mit den heutigen Smartphones gemeinsam. Aufgrund seiner klobigen Form hat man es auch „Knochen“ genannt. Es wog rund 520 Gramm – fast das Vierfache eines heutigen Smartphones.

Auch der Preis war mit aktuellen Geräten kaum vergleichbar: 3000 bis 8000 DM mit Vertrag verlangte der Anbieter für das Telefon. Selbst die Deutsche Telekom hatte dieses Modell in ihrem Sortiment.
Trotz seines Gewichts und Preises erfreute sich das erste Handy großer Beliebtheit. Es ermöglichte den Nutzern erstmals, auch unterwegs zu telefonieren, ohne auf eine Telefonzelle angewiesen zu sein. Bereits im Sommer 1992 wurden die ersten 1000 kommerziellen Mobiltelefone ausgeliefert und fanden sofort reißenden Absatz.
Mobilfunkpreise damals und heute
Die Preise für Mobiltelefone in den 1990er-Jahren sind aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar. Die ersten D2-Telefone kosteten zwischen 2500 DM und 3000 DM, was damals als vergleichsweise günstig galt. Autotelefone aus dem C-Netz waren mit rund 10.000 DM deutlich teurer.
Mit dem Start des D2-Netzes wollte Mannesmann Mobilfunk das mobile Telefonieren für alle erschwinglich machen. 1992 zahlten Kunden für eine Gesprächsminute:
- 1,44 DM tagsüber
- 0,49 DM zwischen 19:00 und 07:00 Uhr
- Monatliche Grundgebühr: 77,52 DM
Ebenfalls ab den frühen 1990er-Jahren war der Versand von Kurznachrichten über den Short Message Service (SMS) möglich.
In den folgenden Jahren sanken die Kosten für mobiles Telefonieren kontinuierlich. Irgendwann wurden Allnet-Flats zum Standard, die zum Festpreis sowohl Gesprächsminuten als auch SMS per Flatrate abdecken. Die Handynutzung wurde dadurch für immer mehr Menschen attraktiv. Während es Ende 1992 knapp 1 Million Mobilfunknutzer in Deutschland gab, waren es 1998 bereits 14 Millionen.

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Heute gibt es mehr Mobilfunkanschlüsse als Menschen
Zum Jahresende 2016 zählte die Bundesnetzagentur in Deutschland sogar rund 130 Millionen Mobilfunkanschlüsse – eine Zahl, die laut Statista bis Ende 2023 bereits auf 185 Millionen angewachsen ist. Die Anzahl der weltweiten Mobilfunkanschlüsse hat mittlerweile längst die Zahl der Menschen überschritten. Während die UN am 1. Juli 8,16 Milliarden Menschen auf der Erde zählte, belief sich die Zahl der Mobilfunkanschlüsse Ende 2024 auf rund 9,14 Milliarden.
In Deutschland bauen die Netzbetreiber ihre Mobilfunknetze stetig aus. Um neue Kapazitäten für schnellere und leistungsstärkere Anschlüsse zu schaffen, verabschieden sie sich nach und nach von veralteten Technologien. Dazu gehört nicht nur das einst so gerühmte 3G-Netz, das am 30. Juni 2021 in ganz Deutschland zugunsten von 5G abgeschaltet wurde. Auch GSM, die Basis des ersten deutschen Mobilfunknetzes, soll in den kommenden Jahren in Deutschland schrittweise abgeschaltet werden. Gleichzeitig entstehen aber auch neue Netze, wie zuletzt mit dem eigenen Netz von 1&1.