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Kostenloser Handytarif von GMX! Warum man dennoch vorsichtig sein sollte

Mit FreePhone bietet GMX aktuell einen kostenfreien Handytarif an. Doch ist er auch zu empfehlen?
Mit FreePhone bietet GMX aktuell einen kostenfreien Handytarif an. Doch ist er auch zu empfehlen? Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

20. November 2024, 15:14 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Kostenlose Handytarife gibt es immer mal wieder. Oft werden sie durch Werbung finanziert; man denke an das Beispiel von Netzclub. Nun hat GMX einen Tarif namens FreePhone gestartet, der sich ebenfalls kostenlos nutzen lässt. Dennoch sollte man überlegen, ob das Angebot auch wirklich zu einem passt.

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Kostenlos in alle deutschen Netze telefonieren und SMS versenden, und dazu noch jeden Monat 3 GB Daten fürs mobile Surfen – dieses Angebot klingt ausgesprochen verlockend und bildet genau das ab, was GMX aktuell mit FreePhone gestartet hat. Der neue Handytarif hat einige Eigenheiten, ist aber vollkommen gratis. So zumindest das Versprechen. Bei genauerem Hinsehen kommen allerdings Fragen auf.

Das bietet GMX FreePhone

GMX ist eigentlich als Anbieter für E-Mail-Dienste sowie als Newsplattform bekannt. Nur wenige wissen, dass der Anbieter auch Handytarife und DSL-Tarife vertreibt. Er gehört wie der Netzbetreiber 1&1 zu den Marken von United Internet. So verwundert es auch nicht, dass das neue Angebot GMX FreePhone ebenfalls im neuen Handynetz von 1&1 realisiert wird. Dort, wo es noch nicht verfügbar ist, nutzen Kunden dank National Roaming vorerst noch das Vodafone-Netz.

Doch was verbirgt sich hinter FreePhone überhaupt und warum wird derzeit so viel darüber berichtet? Die Antwort ist einfach: GMX vermarktet ihn als komplett kostenfreien Handytarif, dessen Kündigungsfrist mit nur sieben Tagen sehr flexibel ausfällt. Enthalten sind eine Allnet-Flat, eine SMS-Flat und eine Internetflat mit 3 GB Daten pro Monat. Mit Letzterer lässt sich sogar über 5G im Netz surfen, die maximale Geschwindigkeit beträgt dabei 50 Mbit/s. Auch die Nutzung im Ausland ist möglich, da FreePhone EU-Roaming unterstützt.

Bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt werden

Das alles klingt äußerst verlockend. Es gibt allerdings auch einige Punkte, die Nutzer beachten sollten. Der Tarif lässt sich nur über die Mail-App von GMX bestellen, die sowohl für iOS als auch Android verfügbar ist. Über die App lassen sich E-Mails abrufen, News lesen oder auf Cloud-Dienste zugreifen. Mit einer Wertung von 4,3 Sternen im Google Play Store und 4,6 Sternen im App Store von Apple sind die Bewertungen für die App sogar recht gut.

Wer die App installiert hat, findet links im Menü den Punkt „FreePhone“ oder „Mobilfunk“, über den sich der Handytarif bestellen lässt. Voraussetzung ist, dass das Smartphone eSIM-fähig ist. Denn bei FreePhone von GMX handelt es sich um einen reinen eSIM-Tarif, der somit ohne physische SIM-Karte auskommt. Wer das Angebot nutzen möchte, muss somit ein eSIM-fähiges Smartphone besitzen. Da mittlerweile viele aktuelle Modelle – angefangen vom iPhone, über Google Pixel bis zu diversen Samsung-Smartphones – eSIM-fähig sind, dürfte das kein Problem sein.

Lesen Sie auch: „Warum mich meine eSIM-Bestellung in die Verzweiflung trieb“

Kostenloser Tarif, aber warum verlangt GMX dann Bankdaten?

Beim Bestellvorgang fragt GMX die üblichen Daten wie Name, Anschrift und E-Mail-Adresse ab, zudem auch die IBAN des Kunden, der darüber hinaus eine Einwilligung für ein SEPA-Lastschriftverfahren geben muss. Doch benötigt GMX die Kontodaten, wenn FreePhone doch kostenlos sein soll? Genau diese Frage haben wir dem Anbieter gestellt, der uns allerdings keine Antwort geben wollte. Wir können somit nur spekulieren, wozu GMX die Einwilligung für ein SEPA-Lastschriftverfahren benötigt.

Ein wahrscheinlicher Grund ist, dass sich der Anbieter schlichtweg absichern möchte. Denn obwohl der Tarif als gratis nutzbar angepriesen wird, können Kosten entstehen. Beispielsweise, wenn Nutzer zusätzliche Daten buchen, den Tarif außerhalb der EU nutzen oder aber das Endgerät wechseln. Für Letzteres berechnet GMX nämlich eine Gebühr von 14,90 Euro, während andere Anbieter diesen Service zumeist kostenfrei anbieten.

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Fragliche Gebühren

Die Erhebung einer Gebühr für den Wechsel der eSIM auf ein anderes Smartphone hat in der Vergangenheit bereits bei Kunden für Unmut gesorgt. 2023 klagte beispielsweise ein Drillisch-Kunde gegen die pauschal erhobene Gebühr von 14,95 Euro für ebendiesen Service und gewann vor Gericht. Das Urteil ist allerdings nicht allgemeingültig und auch Drillisch betonte wiederholt, dass es sich um eine Einzelfallentscheidung gehandelt habe. Nach einer Klage des vzbv gegen Dril­lisch entschied jedoch auch das Ober­lan­des­gericht (OLG) Frank­furt am Main, dass Mobil­funk­anbieter nicht unein­geschränkt eine Gebühr für die Ausstel­lung einer Ersatz-SIM-Karte berechnen dürfen. Ob GMX die Gebühr von 14,90 bei FreePhone für die Bereitstellung einer neuen eSim bei Gerätewechsel überhaupt erheben darf, ist zumindest anzuzweifeln.

Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

Mich verunsichert die Geheimniskrämerei von GMX

„Ein kostenloser Handytarif einer bekannten Marke – darüber wird derzeit viel berichtet. Und auch bei GMX ist das Angebot bereits erhältlich. Dass der Anbieter sich aber momentan nicht weiter zu dem Tarif und den bislang bekannten Gebühren äußern möchte, verunsichert mich persönlich. Auf den ersten Blick wirkt das Angebot solide, empfehlenswert und kommt offenbar ohne großen Haken aus. Diejenigen jedoch, die GMX aus früheren Jahren kennen, werden sich eventuell noch an nicht gerade kundenfreundliche Methoden erinnern, mit denen Nutzer in Abos gelockt wurden.

In den Jahren vor 2018 gab es immer wieder Fälle, in denen Nutzer eines kostenfreien E-Mail-Accounts ein Pop-up gesehen haben, das sie wegklicken mussten, bevor sie auf ihre E-Mails zugreifen konnten. Dafür gab es einen Weiter-Button, neben dem sich ein Kaufen-Button befand. Während Ersterer recht unscheinbar gestaltet war, war der Kaufen-Button optisch hervorgehoben. Die Folge: Nutzer verklickten sich und schlossen so unwillentlich ein Abo für das kostenpflichtige GMX TopMail ab. Der erste Monat war kostenfrei, weshalb Nutzer keine Rechnung erhielten. Die kam erst einige Wochen später – als das 14-tägige Widerrufsrecht bereits abgelaufen war.

Das Vorgehen von GMX war zwar rechtens, aber kundenunfreundlich. Die Verbraucherzentralen nahmen sich damals daher der Masche an – und GMX gab sie schlussendlich auf. Dennoch bleibt bei mir der bittere Nachgeschmack. Nach all den Jahren mag das zwar unfair sein, aber da es kaum detaillierte Angaben zum aktuellen Angebot gibt, wächst meine Skepsis.“

Unklar ist aktuell, wie lange GMX den Tarif FreePhone anbietet. Er kann ein dauerhaftes Angebot sein, aber ebenso gut in Kürze bereits wieder eingestellt werden. Keine Antwort gibt es auch auf die Frage, wie GMX den Tarif finanziert. Möglicherweise bekommen Nutzer also Werbung ausgespielt oder andere, kostenpflichtige Angebote offeriert. Wer darüber hinwegsehen kann, kann FreePhone von GMX ausprobieren. Die Kündigungsfrist von sieben Tagen gibt im Zweifel eine gewisse Sicherheit, sich zeitnah vom Tarif zu trennen, sollte es Probleme geben. Man sollte sich aber auch im Klaren darüber sein, dass je nach Nutzung womöglich doch Kosten entstehen, die zuvor nicht einkalkulierbar waren.

Themen Handytarife News
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