
10. Dezember 2024, 14:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Kostenlose Handytarife gibt es immer mal wieder. Oft werden sie durch Werbung finanziert; man denke an das Beispiel von Netzclub. Nun hat GMX einen Tarif namens FreePhone gestartet, der sich ebenfalls kostenlos nutzen lässt. Dennoch sollte man überlegen, ob das Angebot auch wirklich zu einem passt.
Kostenlos in alle deutschen Netze telefonieren und SMS versenden, und dazu noch jeden Monat 3 GB Daten fürs mobile Surfen – dieses Angebot klingt ausgesprochen verlockend und bildet genau das ab, was GMX aktuell mit FreePhone gestartet hat. Zunächst war der Tarif im Rahmen einer Pre-Launch-Phase verfügbar, am heutigen 26. November erfolgte der offizielle Produktstart. Der neue Handytarif hat einige Eigenheiten, ist aber vollkommen gratis. TECHBOOK fasst zusammen, was man über das Angebot wissen sollte.
Übersicht
Das bietet GMX FreePhone
GMX ist eigentlich als Anbieter für E-Mail-Dienste sowie als Newsplattform bekannt. Nur wenige wissen, dass er auch Handytarife und DSL-Tarife vertreibt. GMX gehört wie die Drillisch-Gruppe zu den Marken von United Internet. So verwundert es auch nicht, dass GMX FreePhone ebenfalls im neuen Handynetz von 1&1 realisiert wird. Dort, wo es noch nicht verfügbar ist, nutzen Kunden dank National Roaming vorerst noch das Vodafone-Netz.
Doch was verbirgt sich hinter FreePhone überhaupt und warum wird derzeit so viel darüber berichtet? Die Antwort ist einfach: GMX vermarktet FreePhone als komplett kostenfreien Handytarif, dessen Kündigungsfrist mit nur sieben Tagen sehr flexibel ausfällt. Enthalten sind eine Allnet-Flat, eine SMS-Flat und eine Internetflat mit 3 GB Daten pro Monat. Mit Letzterer lässt sich sogar über 5G im Netz surfen, die maximale Geschwindigkeit beträgt dabei 50 Mbit/s. Auch die Nutzung im Ausland ist möglich, da FreePhone EU-Roaming unterstützt.
GMX FreePhone | |
---|---|
Kosten | keine |
Laufzeit | 7 Tage |
Datenvolumen | 3 GB |
Mobilfunkstandard | 5G |
Telefonie und SMS | Flatrate |
Down / Up | 50 / 32 MBit/s |
Drossel auf | 64 / 64 kBit/s |
Anschlusspreis | keiner |
Netz | 1&1 |
Bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt werden
Das alles klingt äußerst verlockend. Es gibt allerdings auch einige Punkte, die Nutzer beachten sollten. Der Tarif lässt sich nur über die Mail-App sowie über einen einen kostenfreien E-Mail-Account von GMX bestellen. Wer die App installiert hat, findet links im Menü den Punkt „FreePhone“, der zum Bestellformular führt. Nach Eingabe der Kundendaten erhalten Nutzer eine Bestätigungs-E-Mail mit einem personalisierten Link, über den sie wiederum die GMX FreePhone App aus dem Google PlayStore oder dem Apple App Store laden können.
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Die App ist Voraussetzung, um das eSIM-Profil zu aktivieren. GMX gibt an, dass die eSIM wenige Minuten nach Bestellung verfügbar ist und Nutzer telefonieren und surfen können. Eine physische SIM-Karte gibt es nicht. Wer das Angebot nutzen möchte, muss somit ein eSIM-fähiges Smartphone besitzen. Da mittlerweile viele aktuelle Modelle – angefangen vom iPhone, über Google Pixel bis zu diversen Samsung-Smartphones – eSIM-fähig sind, dürfte das kein Problem sein.
Kostenloser Tarif, aber warum verlangt GMX dann Bankdaten?
Beim Bestellvorgang fragt GMX die üblichen Daten wie Name, Anschrift und E-Mail-Adresse ab, zudem auch die IBAN des Kunden, der darüber hinaus eine Einwilligung für ein SEPA-Lastschriftverfahren geben muss. Doch warum benötigt GMX die Kontodaten, wenn FreePhone doch kostenlos sein soll? Auf TECHBOOK-Nachfrage gab GMX an, dass es sich bei FreePhone um einen Postpaid-Vertrag handelt. Diese Tarifart setzt – anders als Prepaid-Tarife – die Angabe einer IBAN voraus.
Und obwohl der Tarif als gratis nutzbar angepriesen wird, können im Alltag Kosten entstehen. Beispielsweise wenn Nutzer zusätzliche Daten buchen. Dies kostet 1,99 Euro pro Gigabyte. Wie GMX jedoch im Kleingedruckten schreibt, greift hierbei standardmäßig eine Bezahlautomatik. Das heißt, hat man einmal die 3 GB Inklusivdaten verbraucht, wird automatisch der Betrag abgebucht und ein weiterer Gigabyte aufgeladen. Innerhalb eines Monats kann dies bis zu dreimal so ablaufen. Die Automatik können Kunden deaktivieren.
Doch wie „Caschys Blog“ berichtet, hat es den Hinweis zur Automatik bis vor Kurzem noch gar nicht gegeben. TECHBOOK hat hierzu eine Anfrage an GMX gestellt, jedoch noch keine Antwort erhalten.
Ferner könnten Gebühren entstehen, wenn Kunden den Tarif außerhalb der EU nutzen oder aber das Endgerät wechseln. Für Letzteres berechnet GMX nämlich eine Gebühr von 14,95 Euro, während andere Anbieter diesen Service zumeist kostenfrei anbieten.
Fragliche Gebühren
Die Erhebung einer Gebühr für den Wechsel der eSIM auf ein anderes Smartphone hat in der Vergangenheit bereits bei Kunden für Unmut gesorgt. 2023 klagte beispielsweise ein Drillisch-Kunde gegen die pauschal erhobene Gebühr von 14,95 Euro für ebendiesen Service und gewann vor Gericht. Das Urteil ist allerdings nicht allgemeingültig und auch Drillisch betonte wiederholt, dass es sich um eine Einzelfallentscheidung gehandelt habe. Nach einer Klage des vzbv gegen Drillisch entschied jedoch auch das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am Main, dass Mobilfunkanbieter nicht uneingeschränkt eine Gebühr für die Ausstellung einer Ersatz-SIM-Karte berechnen dürfen. Ob GMX die Gebühr von 14,95 bei FreePhone für die Bereitstellung einer neuen eSim bei Gerätewechsel überhaupt erheben darf, ist zumindest anzuzweifeln.
Unklar ist aktuell, wie lange GMX den Tarif FreePhone anbietet. Ein Sprecher des Unternehmens sagte diesbezüglich zu TECHBOOK: „Der Tarif ist für diejenigen, die sich dafür entschieden haben, dauerhaft günstig. Einen konkreten Zeitraum für die Dauer des Angebotes können wir nicht nennen. Das Angebot ist allerdings keine Eintagsfliege zu Black Friday oder wird von unserer Seite aus einfach kurzfristig gekündigt, sondern bleibt in den nächsten Wochen weiter buchbar.“

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So finanziert GMX den kostenfreien Handytarif
Bei einem kostenfrei nutzbaren Angebot dieser Art stellt man sich unweigerlich die Frage, wie GMX es finanzieren kann. Das Unternehmen hat darauf eine einfache Antwort: „Wir können GMX FreePhone kostenfrei anbieten, weil wir eine Synergie innerhalb der United Internet Gruppe nutzen.“ Am Ende liegt es aber auch der möglichen Kostenersparnis bei Vermarktung und personellem Aufwand. „Der größte Kostenfaktor für Netzbetreiber bei der Vermarktung von Mobilfunktarifen sind die Provisionen, die zur Neukundengewinnung gezahlt werden. Diese fallen bei GMX FreePhone sehr gering aus: GMX vermarktet das 1&1 Produkt ausschließlich über die eigene hohe Reichweite, die wir mit rund 17 Mio. Nutzerinnen und Nutzern in Deutschland haben“, führt ein Sprecher auf TECHBOOK-Nachfrage aus. Zudem lassen sich durch die ausschließliche Verwendung einer eSIM Kosten sparen, da diese weder hergestellt noch versandt werden muss.
GMX verschweigt allerdings nicht, dass man auch Interesse an zahlenden Kunden habe, die ein kostengünstiges Upgrade machen. Dabei reiche das Angebot aktuell 10 GB Daten für 4,99 Euro im Monat bis zu 80 GB für 14,99 Euro.
Werbung wie bei anderen kostenfreien Handytarifen dürften Nutzer somit nicht ausgespielt bekommen. Wer also mit einem reinen eSIM-Tarif keine Probleme hat, kann FreePhone von GMX bedenkenlos ausprobieren. Die Kündigungsfrist von sieben Tagen gibt im Zweifel eine gewisse Sicherheit, sich zeitnah vom Tarif zu trennen, sollte es Probleme geben. Man sollte sich aber auch im Klaren darüber sein, dass je nach Nutzung womöglich doch Kosten entstehen, die zuvor nicht einkalkulierbar waren.