8. Dezember 2023, 8:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Als erster Hersteller schaffte Apple 2022 in den USA den SIM-Kartenslot in seinen Smartphones ab. Alle Modelle ab dem iPhone 14 lassen sich dort somit nur mit einer eSIM betreiben. Doch was ist eigentlich der Unterschied zur normalen SIM-Karte, welche Mobilfunkbetreiber unterstützen die Technologie und wie profitieren die Nutzer davon?
eSIM ist die Abkürzung für „embedded SIM“ – also eine eingebaute SIM. Erstmals vorgestellt wurde sie von Samsung auf der IFA 2015. Dabei handelt es sich um einen fest im Gerät integrierten Chip – einem sogenannten eingebauten Teilnehmer-Identitätsmodul –, der nicht austauschbar ist, sondern vom Mobilfunkbetreiber aktiviert werden muss. Das macht die klassische SIM-Karte überflüssig, was einige Vorteile für Nutzer und Mobilfunkanbieter mit sich bringt.
Übersicht
eSIM setzt sich durch
Google hat als erster Hersteller in seinen Smartphones Pixel 2 und 2 XL eine eSIM verbaut. Apple hat zuerst in der Apple Watch 3 auf eSIM gesetzt, um das Telefonieren mit der smarten Uhr ohne ein iPhone zu ermöglichen. Die ersten iPhones mit der Technologie waren das Xs und Xs Max, sowie das iPhone Xr.
Mittlerweile haben fast alle High-End-Smartphones die Option, auf eine physische SIM-Karte zu verzichten und nur noch eSIM zu benutzen. In den USA ist der Gebrauch von eSIM mittlerweile so gängig, dass Apple sogar den Schritt gegangen ist, im iPhone 14 gar keinen SIM-Schacht mehr zu verbauen. In Deutschland lassen sich die aktuellen iPhones aber weiterhin sowohl mit Nano-SIM als auch eSIM betreiben. Doch was haben die Nutzer davon und wie funktioniert das Ganze?
Welche Vorteile hat die eSIM?
Angenommen, im alten Smartphone kommt eine Micro-SIM-Karte zum Einsatz. Kauft man sich ein neues Smartphone, kann es dann sein, dass dieses nur mit einer Nano-SIM-Karte funktioniert. Läuft der Mobilfunkvertrag weiter, muss man also beim Mobilfunkanbieter eine neue SIM-Karte bestellen, bevor man das Gerät entsprechend nutzen kann. Viele Provider sind daher bereits vor Jahren dazu übergegangen, die SIM-Karten in verschiedenen Größen zu verschicken. Nutzer müssen die für sie richtige Karte dann nur noch aus der vorgestanzten Plastikkarte drücken.
Die Frage der passenden SIM-Größe fällt bei der eSIM weg, denn die Mobilfunkanbieter können auf den integrierten SIM-Chip zugreifen und auf diesen den gebuchten Tarif aktivieren. So entfällt das lästige Hantieren mit verschiedenen SIM-Karten. Außerdem ist es mit der eSIM einfacher, mehrere Mobilfunkverträge mit einem Smartphone zu nutzen. Das ist besonders hilfreich, wenn man etwa privat einen anderen Tarif nutzt als beruflich. Das geht zwar auch mit einem Dual-SIM-Smartphone, aber mit einer eSIM ist es sogar möglich, mehr als zwei Verträge mit einem Smartphone zu nutzen. Der limitierende Faktor ist hierbei lediglich die Größe des Speichers.
Dadurch, dass die eSIM nicht ausgetauscht, sondern von den Mobilfunkanbietern aktiviert werden kann, ist ein genereller Anbieterwechsel viel weniger kompliziert, da man nicht auf eine neue physische Karte warten muss. Stattdessen gibt man einfach einen neuen Aktivierungs-Code ein. Im Idealfall soll das schon wenige Minuten bis Stunden nach Vertragsabschluss möglich sein. Vor allem ist das von Vorteil, wenn man viel im Ausland unterwegs ist. So kann man schnell den Anbieter wechseln und hohe Roaming-Gebühren vermeiden, denn auf einer eSIM können mehrere Profile gleichzeitig gespeichert werden.
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Nachteile der eSIM
Den Vorteilen stehen wie immer auch ein paar Nachteile gegenüber. So können Nutzer sich nicht mehr einfach eine neue SIM-Karte zulegen und diese ins Gerät einsetzen. Bei jedem Tarif- oder Telefonnummern-Wechsel müssen sie somit ihren Mobilfunkanbieter kontaktieren. Dieser muss die eSIM dann neu programmieren – entweder mit neuen Tarifoptionen oder aber der neuen Rufnummer. Diese eSIM-Betreuung bedeutet für die Provider einen gewissen Aufwand, der kostet. Vor allem von den günstigen Mobilfunk-Discountern mit Prepaid-Angeboten wird die eSIM daher oftmals noch nicht angeboten. Sie setzen stattdessen weiterhin auf die klassische SIM-Karte aus Plastik.
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Wie aktiviert man eine eSIM?
Die Aktivierung einer eSIM ist denkbar einfach, funktioniert aber von Anbieter zu Anbieter etwas unterschiedlich. Bei vielen Providern klappt das direkt per Smartphone-App oder über das Online-Kundeportal. Der Anbieter schickt dem Kunden dabei einen QR-Code zu, den er dann mit dem Smartphone einscannen muss. Oft liegt auch direkt bei den Vertragsunterlagen eine Karte mit dem QR-Code bei. In einigen Fällen ist noch ein Aktivierungscode erforderlich, der digital oder – falls das nicht möglich ist – per Post ankommt.
Für die Mobilfunkanbieter fällt dank der eSIM der Aufwand weg, den sie bislang mit den SIM-Karten hatten. Die mussten sie schließlich auch einkaufen, programmieren, versenden und dokumentieren. Stattdessen können sie die Verträge mit ihren Kunden per Software umschreiben. Der neue Vertrag steht dann in wenigen Minuten zur Verfügung. Darüber hinaus ist das Auslesen der Daten von einer SIM-Karte durchaus fehleranfällig. Mit der eSIM müssen entsprechende Mechanismen nicht mehr im Smartphone verbaut werden, was Platz im Gehäuse spart. Letztendlich ist es natürlich auch umweltfreundlicher, wenn auf die millionenfach im Umlauf befindlichen Plastikkärtchen verzichtet wird.
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Welche Anbieter bieten die embedded SIM an?
Wie so oft verlief die Einführung der eSIM in Deutschland eher holprig. Mittlerweile haben aber eine ganze Reihe von Anbietern eine entsprechende Option. Neben den großen Betreibern Telekom, Vodafone und O2, die die eSIM seit Ende 2018 anbieten, sind das etwa 1&1, mobilcom-debitel, Fraenk, die Drillisch-Gruppe, Congstar, Edeka Smart und sipgate. Ein paar der Anbieter geben eSIM jedoch nur als zusätzliche SIM-Karte zum Vertrag heraus, sodass zusätzliche Kosten entstehen.
Ende 2023 sind nach langer Wartezeit auch die bekannten Mobilfunk-Discounter Aldi Talk, Lidl Connect und Otelo nachgezogen und bieten mittlerweile ebenfalls eine eSIM zu ihren Tarifen an. Zum Start lassen sich die elektronischen SIM-Karten allerdings nur in jeweils einem Smartphone gleichzeitig und auch nicht in Smartwatches oder Tablets nutzen.