22. Oktober 2024, 16:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ende Juni 2021 wurde das 3G-Netz in Deutschland abgeschaltet. Seither lag das Augenmerk vor allem auf dem Ausbau von 4G und 5G, aber auch die alten 2G-Netze waren noch aktiv. Für Letztere gaben die Netzbetreiber nun aber auch das Aus bekannt.
Das Mobilfunknetz der zweiten Generation gibt es bereits seit 1990. Es wird kurz auch 2G genannt und umfasst vor allem den Mobilfunkstandard GSM, der vorrangig für die Telefonie genutzt wird. Später kamen Erweiterungen wie GPRS und EDGE hinzu, die auch die mobile Datenübertragung übers Internet ermöglichten. Ohne 2G war der Ausbau der Mobilfunknetze wie wir sie heute kennen nicht möglich.
Telekom plant durch 2G-Abschaltung umfangreiche Netzmodernisierung
Auch heute noch gilt 2G bzw. GSM als weltweit führender Mobilfunkstandard. Und das, obwohl er mittlerweile veraltet ist. GSM funktioniert auf den Frequenzen rund um 900 MHz, 1800 MHz, 850 MHz und 1900 MHz. In Deutschland relevant sind vor allem GSM 900 (D-Netz von Telekom und Vodafone) sowie GSM 1800 (E-Netz von O2).
Im Hinblick auf den Ausbau moderner Mobilfunkgenerationen wie 4G und 5G werden diese Frequenzen jedoch benötigt. Die Deutsche Telekom hat daher als erster Netzbetreiber angekündigt, die 2G-Netze zum 30. Juni 2028 komplett abzuschalten. Auf diese Ankündigung reagierte auch Vodafone und gab seinerseits den Termin für die Abschaltung von 2G bekannt. Wie das Unternehmen zu TECHBOOK sagte, plane man demnach, die verfügbaren Netzkapazitäten für die 2G-Technologie voraussichtlich bis Ende 2030 in Deutschland schrittweise abzuschalten.
Verschwindet 2G, werden Kapazitäten in den Netzen frei. Die Deutsche Telekom wolle die Frequenzen um 900 MHz beispielsweise nutzen, um 4G und 5G insbesondere in ländlichen Bereichen auszubauen. Laut Netzbetreiber eignen sie sich gut für größere Reichweiten und sind ideal, um die Mobilfunkabdeckung innerhalb von Gebäuden zu verbessern. „Mit dem freiwerdenden 2G-Frequenzspektrum können wir unser Netz weiter verbessern“, sagt Abdu Mudesir, Geschäftsführer Technik der Telekom Deutschland. „Wir wollen schnelle Datenübertragung für alle – und wir wollen sie überall. Deshalb nutzen wir die Frequenzen in unserem Netz zukünftig für 4G und 5G, um besonders in ländlichen Bereichen das mobile Surfen noch besser zu machen.“
Gleichzeitig verspricht die Telekom, Bereiche, die bisher nur über 2G versorgt sind, im Rahmen der laufenden Netzmodernisierung schon vor der Abschaltung mit 4G bzw. 5G zu versorgen. Dabei sollen unterschiedliche Frequenzbereiche zum Einsatz kommen, die es Nutzern erlauben, auch dort auf das mobile Internet zuzugreifen, wo bisher nur Telefongespräche möglich waren.
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Vodafone lässt sich etwas länger Zeit
Vodafone plant die Abschaltung etwas später, hat aber recht ähnliche Gründe und Ziele wie die Telekom. Das Unternehmen gibt zu bedenken, dass 2G zum Zeitpunkt der Abschaltung etwa 40 Jahre alt sein wird und ein Großteil der zugrunde liegenden Geräte bis dahin ausgedient haben und von den Anbietern nicht mehr unterstützt werden.
Tanja Richter, Technik-Chefin bei Vodafone, betont: „Wir werden eine reibungslose Migration von 2G zu anderen Netzen gewährleisten – für Handys und das Internet der Dinge. Die meisten Kunden nutzen bereits heute Telefone und Geräte, die mit neueren, schnelleren und energieeffizienteren Technologien wie 4G und 5G arbeiten, und werden keine Auswirkungen spüren. Der Anteil der Kunden, die über LTE telefonieren, steigt zudem kontinuierlich an.“
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Viele Menschen profitieren von 2G-Abschaltung
Tatsächlich dürfte der Großteil der Mobilfunknutzer in Deutschland von der 2G-Abschaltung und der folgenden Netzoptimierung eher profitieren. Viele nutzen bereits moderne Smartphones, die Telefonie und das mobile Internet über 4G und/oder 5G realisieren. Gleiches gilt bei mobilen Routern. Mobiltelefone, die noch komplett auf 2G setzen, sind heute eher selten zu finden und nicht mehr zeitgemäß. Selbst klassische Klapphandys, die oftmals als sogenannte Senioren-Handys verkauft werden, setzen bereits auf 4G. Sollten trotzdem noch ältere Modelle in Nutzung sein, die kein 4G unterstützen, sind diese nach der Umstellung nicht mehr nutzbar und müssen rechtzeitig ersetzt werden.
Die 2G-Abschaltung wirkt sich aber nicht nur auf die Handynutzung aus. Auch im Bereich Internet der Dinge, also der Vernetzung von Geräten über das Internet, ist sie relevant. Gleiches gilt für den M2M-Bereich, was für Machine-to-Machine steht und den Datenaustausch zwischen Geräten ohne menschliche Hilfe beschreibt. In der Vergangenheit haben diese Geräte laut der Telekom meist die Funkstandards 2G und 3G genutzt. Spätestens seit der Abschaltung des 3G-Netzes setzen die Anbieter jedoch verstärkt auf moderne Technologien – allen voran 4G und 5G.
Die Netzbetreiber informieren so früh über die geplante 2G-Abschaltung, damit Nutzer und Unternehmen Zeit haben, sich darauf vorzubereiten. Eventuelle verbleibende alte Funkmodule können so rechtzeitig ausgetauscht werden. „Bei der Anschaffung oder dem Regeltausch von Geräten und Diensten ist auf die Unterstützung moderner Technologien wie 4G/LTE und 5G, bzw. bei IoT-Anwendungen Narrowband-IoT (NB-IoT) und LTE-M zu achten. Für Telefonate müssen zudem der Voice-over-LTE-Standard der Telekom (VoLTE, Sprache über LTE) oder 5G VoNR (5G Voice-over-New-Radio) unterstützt werden“, informiert die Telekom.