8. Dezember 2023, 9:23 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
2015 hat O2 das Netz von E-Plus übernommen. Seither gab es in Deutschland nur noch drei große Mobilfunknetze. Das hat sich nun aber geändert. Seit dem 8. Dezember hat 1&1 sein neues 5G-Netz auch für Nutzer freigeschaltet.
Ursprünglich wurde das neue Handynetz von 1&1 schon vor einem Jahr in Betrieb genommen. Für den regulären Nutzer war es bislang allerdings noch nicht offen. Mehrmals hat 1&1 den offiziellen Start seines Netzes verschoben – zuletzt von September auf Dezember. Ende November kündigte das Unternehmen schließlich einen konkreten Termin an, zu dem das neue Handynetz endlich für die Smartphone-Nutzung öffnen soll. Ab dem heutigen 8. Dezember ist es demnach so weit.
1&1 zum derzeitigen und geplanten Ausbau seines Handynetzes
Für 1&1 ist die Öffnung des eigenen Handynetzes ausgesprochen wichtig, denn bisher war der Anbieter auf die Nutzung von Fremdnetzen – etwa von Telefónica/O2 oder Vodafone – angewiesen. Dafür hatte das Unternehmen 2019 während der 5G-Frequenzauktion sein eigenes Spektrum ersteigert. Eigentlich hätte das neue Netz laut Auflagen der Bundesnetzagentur bereits Ende 2022 an den Start gehen sollen. Doch technische Probleme verzögerten die Inbetriebnahme.
Mit dem Start eines eigenen Netzes kann 1&1 künftig unabhängiger agieren und erweitert gleichzeitig die Netzauswahl in Deutschland. Der Ausbau ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Aktuell verfügt 1&1 nur über 64 aktive 5G-Standorte. Daher setzt das Unternehmen in den Regionen, in denen man noch keine eigenen Antennen anbieten kann, auf National Roaming. Die rund 12 Millionen Kunden greifen dabei vorerst auf das Netz von Telefónica/O2 zurück, ab Sommer 2024 soll National Roaming aber auch über Vodafone erfolgen. Die Leistungen von Telefónica/O2 wolle man dann schrittweise verringern, so die Aussage.
Langfristig möchte 1&1 in Sachen Handynetz aber komplett unabhängig sein. Im kommenden Jahr möchte das Unternehmen daher den Ausbau des eigenen 5G-Netzes ein gutes Stück vorantreiben und die Anzahl der verfügbaren Antennen deutlich erhöhen. Bis Ende 2024 plant das Unternehmen etwa 3000 Standorte in ganz Deutschland.
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1&1 plant das „das modernste Mobilfunknetz Europas“
Man wolle nicht weniger als „das modernste Mobilfunknetz Europas“ errichten, so 1&1 in seiner Mitteilung. Dafür setzt das Unternehmen beim Ausbau auf die Open-RAN-Technologie von Rakuten. Sie bietet beispielsweise die Interoperabilität von Hardware- und Software-Komponenten verschiedener Ausrüster, wodurch Netzbetreiber flexibler bei der Herstellerauswahl sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Auslagerung der Intelligenz der Netze auf regionale Rechenzentren statt auf die Antennenstandorte. Das erlaubt eine Trennung von Hard- und Software und die Verwaltung in der Cloud.
„Herzstück des 1&1-Netzes bildet eine private Cloud in dezentralen Edge-Rechenzentren, die via Glasfaser mit Gigabit-Antennen verbunden sind,“ erklärt 1&1 das neue Handynetz. Diese Netzstruktur erlaubt minimale Latenzen, was für zukünftige Echtzeitanwendungen unabdingbar ist. „Sämtliche Netzfunktionen werden per Software gesteuert, die auf herkömmlichen Servern läuft, wie man sie in jedem Rechenzentrum findet.“
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1&1 setzt Hoffnung auf erneute Frequenzvergabe
Im Bereich der Frequenzen muss 1&1 allerdings noch aufholen, damit der Ausbau des Handynetzes langfristig Bestand hat. Bereits erworben hat das Unternehmen das 3,6-GHz-Spektrum mit fünf Frequenzblöcken zu je 10 MHz. Bis Ende 2025 möchte man außerdem das 2,6-GHz-Spektrum verfügbar machen, bis Ende 2026 das 2,1-GHz-Spektrum.
Eine große Herausforderung besteht bei den Frequenzen um 800 MHz, die derzeit in den Händen der Konkurrenz liegt. Sie sind vor allem für den Ausbau im ländlichen Raum wichtig, da sie sehr hohe Reichweiten ermöglichen. Die Neuvergabe dieser Frequenzen erfolgt ab 2026 durch die Bundesnetzagentur im Rahmen einer erneuten Frequenzauktion, in der 1&1 dann mitbieten muss.