18. Oktober 2023, 8:33 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
DSL, LTE, Kabel – Internet-Tarife gibt es viele, doch wie viel Geschwindigkeit brauche ich tatsächlich? TECHBOOK zeigt den perfekten Anschluss für jeden Zweck.
Es gibt zahlreiche Gründe für einen Wechsel des Internet-Tarifs. Ein Umzug, langsame Verbindung, ein auslaufender Vertrag etc. Brauche ich DSL 100.000, reicht DSL 16.000 oder muss es gar eine Kabel-Leitung mit Gigabit-Geschwindigkeiten sein? Welche Internet-Geschwindigkeit Sie für welche Einsatzzwecke wählen sollten, damit lange Wartezeiten und unnötig teure Verträge der Vergangenheit angehören, erklärt Ihnen TECHBOOK.
Übersicht
- Die verschiedenen Anschlüsse kurz erklärt
- Gibt es ein Recht auf (schnelles) Internet?
- Wer braucht wie viel Internet-Geschwindigkeit?
- Super Vectoring, Kabel und Co.: Brauche ich einen Turbo-Tarif?
- Was mache ich, wenn ich auf dem Land wohne?
- Warum bekomme ich weniger Internet-Geschwindigkeit als angegeben?
- Quelle
Die verschiedenen Anschlüsse kurz erklärt
Bevor wir zur Erklärung kommen, für welchen Nutzer sich welche Internet-Geschwindigkeit eignet, möchten wir kurz die verschiedenen Anschlussarten erklären. Denn zwischen diesen gibt es teils recht deutliche Unterschiede.
(V)DSL
Der DSL-Tarif ist der Klassiker unter den Internet-Anschlüssen. Er wird meist über die bekannten Kupferkabel realisiert, die nach und nach gegen die moderneren Glasfaser-Leitungen ausgetauscht werden. Zumeist bieten die Hersteller bei DSL Geschwindigkeiten von 16 bis zu 32 Mbit/s an. Vereinzelt werden sogar noch Anschlüsse mit maximal 6 Mbit/s vermarktet.
VDSL ist die Ausbaustufe von DSL und erlaubt bereits höhere Bandbreiten von 50 oder sogar 100 Mbit/s. Nochmal schneller sind Nutzer dank VDSL Vectoring oder Super Vectoring unterwegs. So bieten die Deutsche Telekom und Vodafone beispielsweise Angebote mit bis zu 250 Mbit/s über Super Vectoring an. Theoretisch wären sogar bis zu 400 Mbit/s möglich.
Kabel
Wer es noch schneller mag, greift zu den bis zu 1 Gbit/s schnellen Kabel-Tarifen. Das Internet kommt hier quasi aus der Fernseh-Buchse. Oftmals ist an einem Ort meist nur ein bestimmter Kabel-Anbieter tätig, wodurch Nutzer keine Auswahl-Möglichkeit haben. Dafür bestechen Kabel-Tarife durch ihre hohen Bandbreiten.
Anders als bei (V)DSL-Angeboten ist hier allerdings zu beachten, dass sich die verschiedenen Nutzer an einem Kabel-Zweig die Bandbreite teilen (Shared Medium). Sind also viele umliegende Anschlüsse gleichzeitig im Netz unterwegs, kann die Geschwindigkeit deutlich sinken. Das ist vor allem in Großstädten ein Problem.
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LTE
Mittlerweile bieten alle großen Internet-Provider in Deutschland stationäre LTE-Router mit passenden Tarifen an. Realisiert wird der Internet-Anschluss hier über Mobilfunk. Er ist besonders in den Regionen beliebt, in denen DSL und Kabel ansonsten nicht ausgebaut ist – beispielsweise auf dem Land. Eine SIM-Karte sorgt für die Verbindung ins Netz, der LTE-Router stellt die Verbindung für die verschiedene Geräte im Heimnetz zur Verfügung.
Anders als bei Smartphone-Tarifen ist das im Tarif inkludierte Datenvolumen entsprechend hoch. Vodafone bietet bei GigaCube beispielsweise Tarife mit bis zu 500 GB im Monat an. In der Regel werden bei dieser Anschlussart Geschwindigkeiten von 50 bis 100 Mbit/s erreicht.
Glasfaser
Ein Glasfaseranschluss erlaubt, ähnlich wie Kabel, sehr hohe Internet-Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich. Geschäftskunden können sogar bis zu 100 Gbit/s buchen. In Deutschland wächst das Glasfasernetz bereits seit einigen Jahren stetig. Flächendeckend ist es allerdings noch nicht vertreten. Der Name des Anschlusses beruht auf der Art des Kabels, über das die Leitung realisiert wird.
Oftmals nutzen die Netzbetreiber auf den letzten Metern zum Kunden – der sogenannten „letzten Meile“ – noch die vorhandenen Telefon-Kupfer-Doppeladern oder Koaxialkabel. Im Zuge des Glasfaserausbaus gibt es jedoch auch immer mehr FTTH-Anschlüsse, also solche, bei denen das Glasfaserkabel bis in die Wohnung verlegt wird (FTTH – Fibre to the Home). Glasfaseranschlüsse bieten beispielsweise die Deutsche Glasfaser, die Telekom und Vodafone.
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Gibt es ein Recht auf (schnelles) Internet?
Das Internet ist allgegenwärtig. Nahezu alles können Sie mittlerweile über das Internet machen. Da ist es doch naheliegend, dass es ein Gesetz bzw. ein Recht schnelles Internet gibt. Und das ist tatsächlich auch der Fall. In der sogenannten Telekommunikationsmindestversorgungsverordnung (TKMV) ist nämlich die Mindestvorgabe für das Recht auf Internet definiert. Dort steht, dass das Download-Tempo mindestens 10 MBit/s und ein Upload-Tempo von 1,7 MBit/s gewährleistet werden muss. Ist das nicht der Fall, können Betroffene diesen Umstand rechtlich anfechten bzw. durchsetzen. Die Verordnung gilt seit dem 1. Juni 2022.
Wer braucht wie viel Internet-Geschwindigkeit?
Der Geschwindigkeitsbedarf bemisst sich, wie so oft, an den Anforderungen. Da sich diese grundlegend unterscheiden, kann man die Frage deshalb nicht pauschal beantworten. Sicherlich freut sich jeder über maximal schnelles Internet. Das kostet dann aber auch entsprechend und wird vielleicht gar nicht unbedingt gebraucht.
Der Alltags-Surfer
Sie schauen regelmäßig auf Facebook, lesen und verschicken Mails, shoppen auf Amazon, versenden kleinere Fotos und schauen Videos auf YouTube? Dann reicht die Mindestleistung einer DSL-16.000-Leitung absolut aus, wenn Sie als Single oder auch zu zweit die Leitung nutzen.
Bei Neuabschlüssen oder Tarifwechseln ist diese Internet-Geschwindigkeit mittlerweile die kleinste verfügbare Option. Je nach Anbieter stellt dieser einen Upload von bis zu 2,4 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zur Verfügung. Wer aktuell noch über einen langsameren Anschluss wie das gelegentlich noch verbreitete DSL 6.000 verfügt, muss nicht unbedingt in einen höheren Tarif wechseln – für alltägliche Aufgaben reicht dieser ebenfalls locker aus.
Der Streamer
Video-Streaming hat bei vielen Menschen das klassische Fernsehen bereits abgelöst. Speziell junge Leute schauen zunehmend Netflix und Amazon Prime Video statt ARD oder RTL. Wer Filme in scharfer HD-Auflösung oder auch Musik von Spotify in hoher Qualität streamen möchte, dem reicht meist eine DSL-16.000-Leitung. Hier laufen die Videos flüssig – sofern nicht mehrere Leute gleichzeitig auf das Netz zugreifen und parallel streamen! Sonst kann es zu nervigen Unterbrechungen kommen. Auch YouTube und Online-Videotheken machen keine Probleme.
Wer einen Fernseher mit vierfacher Full-HD-Auflösung (4K) daheim hat und entsprechendes hochaufgelöstes Material aus dem Internet streamen möchte, braucht allerdings mehr Druck auf der Leitung – eine 50.000er Leitung sollte es hier mindestens sein, um auch bei Empfangsproblemen noch ausreichend Power zu haben.
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Der Gamer
Nichts ist ärgerlicher bei Online-Duellen auf dem PC oder der Konsole als eine stotternde Internetverbindung, die etwa Verzögerungen bei Shooter-Spielen und somit einen Vorteil für den Gegner mit sich bringen. Viele Spiele werden zudem heute digital heruntergeladen. Die Dateien sind häufig viele Gigabyte groß.
Wer sich den Wartefrust ersparen will, sollte am besten eine Leitung mit einer Internet-Geschwindigkeit ab 50 Mbit/s wählen. Doch wer auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte über eine Geschwindigkeit ab 100 Mbit/s nachdenken, sofern es der Wohnort es zulässt. Übrigens: Download-Geschwindigkeiten sind per Kabel deutlich schneller als über das WLAN. Wer es also besonders eilig mit der Spielinstallation hat, kann den Vorgang so beschleunigen und das volle Potenzial seiner Internet-Leitung ausreizen.
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Der IPTV-Fernsehgucker
Sie schauen statt Streaming doch lieber klassisches Fernsehen? Als Alternative zum Kabel- oder Satellitenempfang bieten die Telekom, Vodafone und 1&1 Fernsehen übers Internet an, sogenanntes IPTV. Was das für Vorteile hat? Die Auswahl an HD-Sendern ist groß, die Bildqualität ist super und viele Extras wie zeitversetztes Fernsehen oder ein Receiver mit Aufnahmefunktion sind häufig auch dabei. Der große Nachteil: Fällt die Internetverbindung aus oder ist sie zu langsam, bleibt die Flimmerkiste schwarz.
Daher sollte es für IPTV mindestens DSL 32.000 sein, um zumindest auf einem Fernseher flüssig HD-Sender darstellen zu können. Wer zwei oder mehr Fernseher hat und parallel HD-Sender anschauen will, sollte auf eine Internet-Geschwindigkeit ab 50 Mbit/s achten.
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Die WG oder mehrköpfige Familie
Egal ob XL-WG oder Großfamilie – wenn viele Leute in einem Haushalt zeitgleich im Netz surfen, sollten Sie mindestens zu (V)DSL 50.000 oder – je nach Anzahl der Personen – zu einer 100.000er-Leitung oder mehr greifen. Auch die Gigabit-Anschlüsse über Kabel und Glasfaser bieten sich für diese Zielgruppe besonders gut an.
Bei einer Familie kann der Sohn so Netflix-Serien streamen, der Vater Fernsehen per IPTV schauen, die Tochter Spiele herunterladen und die Mutter per Spotify Musik hören – und das alles zeitgleich und ohne, dass es zu Verzögerungen, Rucklern sowie Ausfällen kommen sollte.
Der Cloud-Nutzer
Die Zahl hinter dem DSL-Tarif gibt die Maximalgeschwindigkeit beim Download von Dateien an. Beim Hochladen (Upload) von Fotos oder Dokumenten in einen Cloud-Speicher oder von Videos auf YouTube gelten diese Zahlen nicht. So laden Sie etwa beim DSL 16.000-Anschluss Daten zwar mit bis zu 16 Mbit/s herunter, aber nur mit bis zu 2,4 Mbit/s hoch. Das ist bei kleineren Dateien wie komprimierten Fotos, einem Song oder Word-Dokumenten noch verkraftbar, kann bei größeren Uploads mit mehreren Gigabyte aber Stunden dauern.
Als Faustregel gilt: Bei vielen Tarifen beträgt die Upload-Geschwindigkeit etwa ein Fünftel der Download-Geschwindigkeit – so kommen Sie bei DSL 50.000 schon auf knapp 10 Mbit/s beim Upload. Angebote mit einer noch höheren Internet-Geschwindigkeit von 250 Mbit/s oder mehr bieten sogar Uploadraten von 50 Mbit/s.
Für das Home-Office
Seit der Corona-Pandemie hat sich das Home-Office etabliert. Viele Arbeiternehmer arbeiten seitdem entweder vollständig oder teilweise von zu Hause aus. Für einen optimalen Ablauf muss auch schnelles Internet gewährleistet werden. In puncto Home-Office gibt es keine einheitliche bzw. festgelegte Internet-Geschwindigkeit. Vielmehr kommt es auf den Arbeitsumfang an. Man sollte mindestens mit 50 MBit/s surfen können.
Idealerweise beträgt aber die Internet-Geschwindigkeit für „Home-Officler“ zwischen 100 und 200 Mbit/s. Vor allem ist diese Geschwindigkeit dann notwendig, wenn mehrere Personen von zu Hause arbeiten. Regelmäßige Videocalls belasten das Netz zusätzlich.
Nicht zu vernachlässigen ist hier aber auch die Upload-Geschwindigkeit. Denn wenn man große Dateien hin und her schieben oder hochladen muss, sollte diese Geschwindigkeit bei mindestens 40 Mbit/s liegen.
Super Vectoring, Kabel und Co.: Brauche ich einen Turbo-Tarif?
Große Anbieter wie die Deutsche Telekom haben inzwischen einen Super-Vectoring-Tarif mit maximaler Download-Geschwindigkeit von 250 Mbit/s im Angebot, Vodafone bietet sogar 400 Mbit/s in der VDSL-Ausbaustufe. Nochmal höhere Bandbreiten schaffen die klassischen Kabel-Anschlüsse, wie sie beispielsweise Vodafone nach der Übernahme von Unitymedia und Kabel Deutschland anbietet. Durch den neuen Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 sind in einigen Regionen bereits Gigabit-Datenrate von bis zu 1000 Mbit/s möglich.
Wenn Sie wissen wollen, wie schnell Ihre Verbindung ist: Ermitteln Sie Ihre tatsächliche Down- und Uploadgeschwindigkeit ganz einfach mit dem TECHBOOK-Speedtest.
Was mache ich, wenn ich auf dem Land wohne?
Wer in ländlichen Gebieten wohnt, hat zuweilen das Problem, dass es keinen schnellen Internet-Anschluss per Kabel oder DSL gibt. Was tun? Eine Alternative sind Tarife mit dem schnellen Mobilfunkstandard LTE, die dank der niedrigen Frequenz, auf der gesendet wird, eine hohe Reichweite haben. Allerdings sind sie vergleichsweise teuer und haben häufig ein vorgegebenes Datenvolumen. Ist dieses aufgebraucht, drosselt der Anbieter die Geschwindigkeit auf Schneckentempo. Filme streamen oder Daten in die Cloud laden ist so also – je nach gebuchten Datenvolumen – nur sehr begrenzt möglich. Es gibt inzwischen aber auch Tarife, die ein unbegrenztes LTE-Volumen anbieten. Diese kosten zwar überdurchschnittlich viel, garantieren dafür aber flüssiges Internet auch in ländlichen Regionen. Weitere Möglichkeiten bieten Richtfunk und Internet über Satelliten.
Warum bekomme ich weniger Internet-Geschwindigkeit als angegeben?
Sie haben eine DSL-50.000-Leitung gebucht, doch statt den versprochenen 50 Mbit/s surfen Sie nur mit halber Internet-Geschwindigkeit? Seit der Überarbeitung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) haben Kunden hier nun mehr Möglichkeiten, ihre Rechte durchzusetzen. Kann der Provider die vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit dauerhaft und in erheblichem Maß nicht liefern, können Kunden die Grundgebühr für einen Anschluss mindern. Zuvor müssen sie die verminderte Bandbreite allerdings melden und ihrem Provider Zeit zur Abhilfe geben. Führt auch das langfristig nicht zu einer Verbesserung, besteht sogar das Recht auf eine außerordentliche Kündigung.
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Auch bei den klassischen Kabel-Anschlüssen kann es vorkommen, dass nicht die versprochene Geschwindigkeit aus der Leitung kommt. Das ist insbesondere zu Stoßzeiten der Fall, also zu Zeiten, zu denen viele Leute im Internet unterwegs sind. Der Grund: Anders als bei DSL-Anschlüssen handelt es sich bei einem Kabel-Anschluss um ein Shared Medium. Somit teilen sich mehrere Nutzer die zur Verfügung stehende Bandbreite. Je nach Tageszeit und Nutzeraufkommen kann die verfügbare Geschwindigkeit dann stark schwanken.
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Quelle
- Bundesnetzagentur: „Vorgaben für Mindestversorgung verkündet“ (aufgerufen am 17. Oktober 2023)