28. September 2023, 10:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Landauf landab werden Glasfasernetze gebaut, die Download-Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich ermöglichen. Internetanschlüsse mit nur 8 oder 16 Mbit/s genügen den heutigen Ansprüchen nicht mehr. Aber braucht man das Gigabit wirklich? Wahrscheinlich nicht, aber über einen Glasfaseranschluss sollte man dennoch nachdenken.
Seit 2014 wächst das Datenvolumen im deutschen Festnetz nach Messungen der Bundesnetzagentur jährlich um ein Drittel. Waren es vor neun Jahren noch 34 Gigabyte pro Anschluss, sind es im vergangenen Jahr bereits über 300 Gigabyte gewesen – hauptsächlich verursacht durch Streaming-Dienste wie zum Beispiel Netflix oder Amazone Prime Video, aber auch durch die vermehrte Nutzung von Videokonferenzen über das Internet. Prognosen gehen davon aus, dass sich das Volumen innerhalb der nächsten zwei Jahre mehr als verdoppelt. Unter anderem deshalb ist immer öfter vom Glasfasernetz die Rede. Doch ab wann lohnt sich ein solcher Anschluss wirklich?
Glasfaser bietet neue Anwendungen und mehr Datenvolumen
Das Wachstum beim Datenvolumen ist einer der Treiber dafür, dass seit einigen Jahren überall im Land Glasfasernetze gebaut werden. Zukünftige Anwendungen – etwa autonomes Fahren, Telemedizin oder Virtual Reality (VR) – werden dieses Wachstum beschleunigen. Solche Anwendungen brauchen nämlich schnelle Verbindungen, die Daten in wenigen Millisekunden übertragen. Auch der neue Mobilfunkstandard 5G kann sein Potenzial nur entfalten, wenn die Funkmasten mit Glasfaser angeschlossen werden.
Aber was hat das mit dem Internetsurfen in den eigenen vier Wänden zu tun? VR-Brillen nutzen lediglich Hardcore Gamer, Netflix und Co. laufen ohne Ruckeln und um den Arztbesuch kommt man immer noch nicht herum. Braucht es da einen Glasfaseranschluss? Die Frage wird jeder sofort mit Ja beantworten, wenn die DSL-Leitung nicht mehr als 16 Mbit/s hergibt. Aber über VDSL mit 50 oder 100 Mbit/s sieht die (digitale) Welt schon anders aus. Noch mehr Highspeed gibt es über das TV-Kabelnetz. Hierüber kann man auch mit 1 Gbit/s im Internet surfen.
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Schluss mit Bis-zu-Bandbreiten
Das Problem dabei: In den Verträgen für einen DSL- oder Kabelinternetanschluss werden nur maximale Download-Geschwindigkeiten angegeben – das berühmte „bis zu“. In den seltensten Fällen wird die Geschwindigkeit auch erreicht. Insbesondere Kabelinternetkunden kennen das Problem: Am Abend, wenn sehr viele Haushalte über das Kabelnetz surfen, lahmt das Internet. Im Kabelnetz nutzen immer mehrere Haushalte eine Datenleitung. Die Netzbetreiber versuchen zwar, die Zahl der Haushalte zu verkleinern, aber technisch wird es so bleiben, dass sich stets mehrere Kunden eine Leitung teilen.
Das ist in einem Glasfasernetz anders. Jedes Haus beziehungsweise jede Wohnung erhält eigene Fasern, über die das Datenvolumen zu einer zentralen Technikstelle, dem sogenannte Point of Presence (PoP), transportiert wird. Damit wird gewährleistet, dass jeder Kunde genau die Bandbreite erhält, die auch im Vertrag steht – konstant, rund um die Uhr. Die Bis-zu-Geschwindigkeiten gehören bei einem Glasfaseranschluss der Vergangenheit an.
Glasfaser beim Hausanschluss – später kann es teuer werden
Aber selbst wenn die Surf-Geschwindigkeit über DSL oder das TV-Kabelnetz für den eigenen Gebrauch ausreicht, kann es sinnvoll sein, sich jetzt für einen Glasfaseranschluss zu entscheiden. Um möglichst viele Kunden für die neuen Glasfasernetze zu gewinnen, bieten die Netzbetreiber den Anschluss häufig umsonst oder in Verbindung mit einem Zweijahresvertrag an.
Doch wer die Bautrupps tatenlos vorbeiziehen lässt, muss unter Umständen später tief in die Tasche greifen – wenn er denn überhaupt eine zweite Chance erhält. Es gibt zu wenig Bauunternehmen, die Glasfaser-Anschlüsse anbieten. Dadurch steigen die Baukosten. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass ein Netzbetreiber nach dem Abschluss eines Glasfaserprojekts noch einmal zurückkehrt. Wenn er es doch macht, um das Glasfasernetz weiter auszubauen, ist der Hausanschluss meistens nicht mehr kostenlos. Dafür fallen dann schon einmal bis zu 2.000 Euro an.
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Glücklich ist, wer wählen kann
Sicher: Der Internettarif für die Glasfaser ist teurer, aber auch dieser Vertrag kann nach zwei Jahren Laufzeit gekündigt werden. Schließlich ist die DSL-Leitung beziehungsweise das TV-Kabelnetz immer noch vorhanden, sodass eine Rückkehr möglich ist. Und wenn man dann doch einmal merkt, dass Netflix anfängt zu ruckeln, weil eine Person an der Playstation sitzt und eine andere einen Video-Call hat, dann liegt der Glasfaseranschluss immerhin schon fertig im Boden. Wer also die Gelegenheit und Möglichkeit hat, sich einen Glasfaser-Anschluss legen zu lassen, sollte das unbedingt tun.