
21. April 2025, 10:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Ausbau von schnellem Internet in Deutschland ist in vollem Gange. Vielerorts ist Glasfaser zumindest auf den Straßen bereits verlegt. Doch oftmals endet es eben genau dort, auf der Straße. Die letzte Meile, also der Abschnitt in das Wohnhaus, ist oftmals nicht erschlossen. Mit Folgen für Nutzer.
Der Begriff „letzte Meile“ beschreibt den letzten Abschnitt eines Netzwerks, der den Übergang von einem Hauptverteilpunkt zum Endverbraucher darstellt. Kurzum steht der Begriff also für die Verbindung zwischen Verteilerkasten auf der Straße bis zur Anschlussdose im Haus. Dieser Abschnitt kann über verschiedene Technologien realisiert werden, darunter Kupferkabel, Koaxialkabel oder Glasfaser. Die letzte Meile ist dabei entscheidend für die tatsächliche Internetgeschwindigkeit, die beim Nutzer ankommt.
Übersicht
Herausforderungen der letzten Meile beim Glasfaser-Ausbau
Während das Kernnetz in Deutschland meist mit Glasfaser ausgestattet ist, besteht die letzte Meile oft noch aus veralteten Kupferleitungen. Dies führt zu Engpässen bei der Übertragungsrate, da Kupfer deutlich höhere Signalverluste aufweist als Glasfaser. Um die volle Leistungsfähigkeit eines Glasfasernetzes nutzen zu können, muss daher auch die letzte Meile mit Glasfaser ausgestattet sein.
Dies ist allerdings oft nur mit viel Aufwand möglich und mit hohen Kosten verbunden. Während das Verlegen von Glasfaserkabeln zwischen Städten oder in Hauptverbindungsstraßen relativ effizient erfolgen kann, erfordert der Anschluss einzelner Haushalte individuelle Bauarbeiten. Dies macht die letzte Meile zur teuersten und aufwendigsten Phase des Glasfaser-Ausbaus. Besonders in ländlichen Gebieten ist die Rentabilität oft nicht gegeben, da dort weniger Haushalte pro Kilometer angeschlossen werden können.
FTTH oder FTTC
Um die Herausforderungen der letzten Meile zu überwinden, gibt es verschiedene technologische Ansätze. Die ideale Lösung ist „Fiber to the Home“ (FTTH), bei der Glasfaserkabel direkt bis in die Wohnung des Endkunden verlegt ist. Dies garantiert die höchsten Übertragungsraten und die geringsten Signalverluste. Bei Neubauten ist das weniger ein Problem, da die Zuleitung von Glasfaser hier direkt eingeplant werden kann. Bei bestehenden Gebäuden sind jedoch größere Baumaßnahmen notwendig, um die letzte Meile zu überbrücken.
Eine kostengünstigere Variante ist daher „Fiber to the Curb“ (FTTC), bei der Glasfaser bis zu einem Verteilerkasten geführt wird und die letzten Meter über bestehende Kupferkabel überbrückt werden. Durch zusätzliche Techniken wie Vectoring lassen sich hier höhere Geschwindigkeiten erreichen, jedoch nicht auf dem Niveau eines reinen Glasfaser-Anschlusses.
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Wie kommt Glasfaser ins Gebäude?
Wer zukunftssicher ausbauen möchte, benötigt somit FTTH. Dies setzt in vielen Fällen wie erwähnt jedoch weitere Baumaßnahmen voraus. In einem ersten Schritt muss die Verbindung vom Gehweg oder der Straße bis zur Hauswand hergestellt werden. Je nach örtlicher Gegebenheit kann dies entweder grabenlos, beispielsweise mit einer Erdrakete, oder durch das Anlegen eines kleinen Grabens erfolgen. Sobald die Glasfaserleitung das Gebäude erreicht, wird sie durch ein Leerrohr in die Hauswand eingeführt. Falls keine vorhandenen Kabelwege genutzt werden können, wird hierfür ein kleines Loch in die Wand gebohrt, das später gas- und wasserdicht verschlossen wird.
Im Gebäude erfolgt die Installation eines sogenannten Hausanschlusses, meist im Keller. Hier wird die Glasfaser mit einem Abschlusspunkt verbunden, sodass das gesamte Gebäude an das Glasfasernetz angeschlossen ist. In einem Mehrfamilienhaus werden die Glasfaserleitungen über Steigleitungen in jede Etage geführt. Dabei nutzt man in der Regel Aufputz-Kabelkanäle. Falls Leerrohre vorhanden sind, können diese nur verwendet werden, wenn die Glasfaserleitungen knickfrei und zuglastfrei eingezogen werden können. Jede Wohnung wird dann bei Bedarf mit einer eigenen Glasfaser-Dose ausgestattet. In einem Einfamilienhaus endet die Verlegung normalerweise im Keller, wo ebenfalls eine Glasfaser-Dose installiert wird.
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Regulierung, Förderung und Kosten
Da der Ausbau der letzten Meile eine kostenintensive Aufgabe ist, spielt die Regulierung eine große Rolle. In vielen Ländern sind etablierte Netzbetreiber dazu verpflichtet, Wettbewerbern Zugang zur bestehenden Infrastruktur zu gewähren. Diese sogenannte „Entbündelung“ ermöglicht es alternativen Anbietern, ihre Dienste über bereits verlegte Netze anzubieten, ohne eigene Kabel verlegen zu müssen.
Zusätzlich fördern Regierungen den Glasfaser-Ausbau finanziell, insbesondere in ländlichen Regionen. Deutschland investiert erhebliche Summen in Förderprogramme, um den Breitbandausbau voranzutreiben und so die Digitalisierung flächendeckend zu ermöglichen.
Die Kosten für die letzte Meile beim Glasfaser-Ausbau hängen somit von mehreren Faktoren ab, darunter der Ausbauart, die besagten Förderprogramme und die Verträge zwischen Netzbetreibern, Kommunen und Endkunden. In der Regel unterscheidet man folgende Modelle:
Privat finanzierter Ausbau: Der Anbieter (z. B. Deutsche Telekom, Vodafone, 1&1 oder Deutsche Glasfaser) übernimmt die Kosten für die letzte Meile, wenn genügend Kunden Vorverträge abschließen. Kunden müssen sich eventuell allerdings für eine bestimmte Vertragslaufzeit binden, um einen kostenlosen oder vergünstigten Hausanschluss zu erhalten.
Geförderter Ausbau (durch Bund, Länder, Kommunen): Wenn der Ausbau privat unwirtschaftlich ist (oft in ländlichen Regionen der Fall), gibt es Förderprogramme wie das Graue-Flecken-Programm oder die Gigabitförderung des Bundes. Hier übernehmen Bund, Länder und Gemeinden einen Großteil der Kosten für die Netzinfrastruktur, einschließlich der letzten Meile. Oft müssen Hauseigentümer trotzdem eine Eigenbeteiligung für den Anschluss zahlen, die aber geringer ausfällt als der alleinige Ausbau.
Eigenbeteiligung durch den Endkunden: Wenn kein Anbieter oder keine Förderung die volle Finanzierung übernimmt, müssen Immobilienbesitzer die Kosten für die Glasfaser-Hausanschlussleitung (FTTH) teilweise oder vollständig selbst tragen. Die Kosten liegen je nach Aufwand meist zwischen 500 und 2500 Euro.
Offene Netze und Kooperationen: In einigen Regionen kooperieren Netzbetreiber mit Stadtwerken oder anderen Anbietern. Die Kostenstruktur variiert je nach Modell.

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Wie weit ist Deutschland wirklich beim Glasfaser-Ausbau?
Ohne die letzte Meile kein Highspeed-Internet
Die letzte Meile ist der entscheidende Faktor für schnelles Internet im Alltag. Während das Rückgrat der Netze längst auf Glasfaser basiert, hängt die tatsächliche Geschwindigkeit beim Endkunden davon ab, welche Technologie für die letzte Meile zum Einsatz kommt. Besteht die letzte Meile noch aus älteren Kupferkabeln (FTTC), wirken diese wie ein Pfropfen, durch den nur ein Bruchteil der eigentlichen Leistung beim Endkunden ankommt.
Ein flächendeckender Glasfaser-Ausbau bis in die Haushalte (FTTH) ist somit notwendig, um Deutschland langfristig mit leistungsfähigem Breitbandinternet zu versorgen. Doch die hohen Kosten und die baulichen Herausforderungen machen diesen letzten Abschnitt zum schwierigsten Teil des gesamten Netzausbaus. Sollte wieder einmal ein Vertreter vor der Tür stehen, der über den Glasfaser-Ausbau und mögliche Tarife informiert, fragen Sie ihn unbedingt nach der letzten Meile.