27. Januar 2025, 8:07 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Der Internetanschluss der Zukunft heißt Glasfaser – mit unübertroffenen Geschwindigkeiten und hoher Stabilität. Doch bevor man einen Vertrag unterschreibt, gibt es einiges zu beachten, um von der vollen Leistungsfähigkeit dieser Technologie zu profitieren.
Glasfaser gilt als die Zukunft des Internets und bietet beeindruckende Vorteile wie enorme Bandbreiten und Zuverlässigkeit. Doch nicht alle Angebote sind gleich. Hier erfahren Sie, worauf es ankommt und welche Fragen Sie klären sollten, bevor Sie sich entscheiden.
Übersicht
Was ist ein echter Glasfaseranschluss?
Ein echter Glasfaseranschluss, auch als FTTH (Fiber to the Home) bezeichnet, führt die Glasfaserleitung direkt bis in die Wohnung oder das Haus. Nur diese Technologie ermöglicht es, die volle Leistung der Glasfaser zu nutzen, da es keine Zwischenstellen mit Kupferkabeln gibt, die Geschwindigkeit und Stabilität beeinträchtigen könnten.
Verbraucherschützer warnen vor Angeboten, die irreführende Begriffe wie „Kabel-Glasfaser“ oder „Koax-Glasfaser“ verwenden. Dabei handelt es sich meist um Hybridtechnologien, bei denen nur ein Teil der Strecke mit Glasfaser abgedeckt wird, der Rest – die sogenannte letzte Meile – jedoch weiterhin auf Kupferkabel setzt. Solche Anschlüsse bieten zwar oft höhere Geschwindigkeiten als reines DSL, können jedoch nicht mit FTTH konkurrieren.
Wie finde ich heraus, ob Glasfaser verfügbar ist?
Ob eine Adresse bereits mit Glasfaser versorgt wird, lässt sich über den Breitbandatlas der Bundesnetzagentur überprüfen. Diese interaktive Karte zeigt die Verfügbarkeit verschiedener Internettechnologien, einschließlich FTTH. Nachdem man die Adresse eingegeben hat, kann man unter „Technologie“ gezielt nach Glasfaser filtern.
Die Karte gibt jedoch keine Auskunft über zukünftige Ausbaupläne. Um Informationen zu geplanten Projekten zu erhalten, sollte man daher auf lokale Aushänge achten, in der Nachbarschaft nachfragen oder sich bei den Webseiten der Anbieter informieren. Oft kündigen Unternehmen ihren Ausbau auch durch Postwurfsendungen an.
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Was sind Vorverträge?
Vorverträge dienen Anbietern als Instrument, um die Nachfrage in einer Region zu prüfen, bevor sie mit dem Glasfaserausbau beginnen. Dieses Verfahren wird als „Nachfragebündelung“ bezeichnet. Der Anbieter baut erst dann aus, wenn eine Mindestanzahl an Vorverträgen erreicht wurde.
In manchen Gebieten werben sogar mehrere Anbieter gleichzeitig um Kunden, was die Auswahl komplex machen kann. Verbraucherzentralen raten dazu, keine übereilten Entscheidungen zu treffen. Ein Vergleich der Angebote ist unerlässlich, um unnötige Doppelverträge zu vermeiden. Da der Ausbau oft Monate oder sogar Jahre dauert, müssen Kunden zudem damit rechnen, dass bestehende DSL- oder Kabelverträge parallel weiterlaufen – ohne Sonderkündigungsrecht.
Glasfaser-Urteil: Laufzeit beginnt mit Vertragsschluss
Gut zu wissen in diesem Zusammenhang: Hat meinen einen Vorvertrag für Glasfaser abgeschlossen, beginnt dessen vereinbarte Mindestlaufzeit schon mit dem Abschluss des Vertrags und nicht erst dann, wenn der Anschluss tatsächlich freigeschaltet wird. Das geht aus einem Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts hervor, auf das die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen als Klägerin hinweist (Az.: 10 UKL 1/24).
In dem Fall hatte das beklagte Glasfaserunternehmen den Beginn der Mindestvertragslaufzeit ab Freischaltung des Anschlusses in ihren AGB festgeschrieben. Dagegen hatten die Verbraucherschützer geklagt und Recht bekommen.
Der Kündigungszeitpunkt dürfe sich wegen eines späten Beginns der Vertragslaufzeit nicht nach hinten verschieben, weil sonst die gesetzlich zulässige Höchstlaufzeit von Telekommunikationsverträgen von maximal zwei Jahren überschritten wird, so die Kammer.
Mit der Begrenzung der Höchstlaufzeit wolle der Gesetzgeber eben gerade eine übermäßig lange Bindung der Verbraucher verhindern, um deren Wahlfreiheit bezüglich des Netzanbieters nicht zu beeinträchtigen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Kosten und Tarife für Glasfaser
Hier muss man zwischen dem Vertrag zum Bau des Anschlusses (Anschlussvertrag) und dem Vertrag zum Betrieb (Nutzungsvertrag) unterscheiden. Die Baukosten bei einem reinen Anschlussvertrag beziffern die Verbraucherzentralen auf 500 bis 1000 Euro.
Diese Kosten ließen sich aber oft umgehen: Viele Unternehmen bieten auch oder ausschließlich einen Anschlussvertrag mit Nutzungsvertrag (Kombivertrag) an. In diesem Fall werden die Anschlusskosten erlassen, wenn man für mindestens zwei Jahre unterschreibt.
Die monatlichen Kosten für Glasfasertarife variieren je nach Geschwindigkeit. Für einen Anschluss mit 1 Gbit/s zahlen Kunden in der Regel zwischen 80 und 100 Euro pro Monat. Tarife mit geringeren Bandbreiten, etwa 100 Mbit/s, kosten meist nur die Hälfte. Für die meisten Privathaushalte genügen niedrigere Bandbreiten, wodurch die monatlichen Kosten überschaubar bleiben.
Welche Geschwindigkeit benötige ich?
Die benötigte Geschwindigkeit hängt vom individuellen Nutzungsverhalten ab.
- Singles oder Paare: Für gelegentliches Surfen und Streaming von Filmen genügen Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s. Auch für das Homeoffice reicht diese Geschwindigkeit in der Regel aus.
- Familienhaushalte: Eltern im Homeoffice, Kinder, die gleichzeitig Videos streamen oder Online-Spiele spielen – in solchen Haushalten sind Bandbreiten zwischen 100 und 400 Mbit/s sinnvoll.
- Unternehmen: Geschwindigkeiten ab 500 Mbit/s bis 1 Gbit/s oder höher sind vor allem für Unternehmen interessant, die große Datenmengen übertragen oder auf leistungsstarke Cloud-Dienste angewiesen sind.
Sollte ein gewählter Tarif nicht ausreichen, kann dieser bei den meisten Anbietern während der Vertragslaufzeit problemlos aufgestockt werden. Das Herabstufen auf eine niedrigere Bandbreite ist hingegen oft erst nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit möglich.
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Glasfaser-Installation im Haus
Bei Einfamilienhäusern übernehmen die Anbieter häufig die Verkabelung bis zu 20 Meter weit ins Gebäude. Voraussetzung ist, dass der Kabelweg und eventuelle Bohrlöcher bereits vorbereitet sind.
In Mehrfamilienhäusern sind die Eigentümer für die sogenannte Inhouse-Verkabelung zuständig und müssen die Kosten tragen. Diese können jedoch über die Nebenkosten auf die Mieter umgelegt werden – in der Regel mit fünf Euro pro Monat über fünf Jahre.
Einige Anbieter, darunter die Telekom in Kooperation mit dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), bieten mittlerweile eine kostenneutrale Verkabelung für Mehrfamilienhäuser an. Dies gilt insbesondere für Gebäude von GdW-Mitgliedern, die so ohne zusätzliche Kosten für Mieter auf Glasfaser vorbereitet werden.
Anbieter und Netzbindung
Zu den größten Anbietern in Deutschland zählen die Deutsche Telekom, 1&1 und Deutsche Glasfaser. Überdies gibt es zahlreiche regionale Anbieter wie M-net, NetCologne oder EWE, die häufig in Kooperation mit lokalen Stadtwerken tätig sind.
Ob Nutzer nach dem Ausbau an einen bestimmten Anbieter gebunden sind, hängt davon ab, ob das Netz „offen“ oder exklusiv vermarktet wird. Bei offenen Netzen (Open Access) können verschiedene Anbieter ihre Tarife über das Glasfasernetz anbieten. Bei exklusiv vermarkteten Netzen ist der Netzbetreiber zunächst alleiniger Anbieter.
Router für Glasfaser
Für Glasfaseranschlüsse benötigt man einen Router mit integriertem Glasfaser-Modem (ONT/ONU) oder ein separates Modem, das mit dem Router verbunden wird. Die freie Routerwahl ermöglicht es, ein eigenes Gerät zu nutzen, das nicht vom Anbieter stammt. Beim Kauf eines Routers sollte man darauf achten, dass er den Standard des gebuchten Glasfaseranschlusses unterstützt – entweder AON oder PON. Anbieter sind verpflichtet, technische Details zur Schnittstelle bereitzustellen, um die Auswahl zu erleichtern.
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Fazit: Investition in die Zukunft
Ein Glasfaseranschluss ist mehr als nur eine moderne Technologie – er ist eine Wertsteigerung für Immobilien und eine Antwort auf den steigenden Bedarf an schnellen Internetverbindungen. Die oft hohen Baukosten lassen sich durch Kombiverträge oder spezielle Ausbauprogramme vermeiden. Wer unsicher ist, kann Glasfaser parallel zu bestehenden Anschlüssen nutzen und flexibel bleiben. Langfristig zahlt sich die Investition in die Zukunftstechnologie Glasfaser aus – für private Haushalte ebenso wie für Unternehmen.
Mit Material von dpa