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Erfahrungsberichte

So dreist versuchen Vertreter Glasfaser-Tarife an der Haustür zu verkaufen

Die Praktik des Haustürverkaufs ist nicht unbekannt. Dafür greifen die Vertreter zu unseriösen Methoden; vermehrt gibt es dazu Beschwerden im Bereich Glasfaser-Verträge
Die Praktik des Haustürverkaufs ist nicht unbekannt. Dafür greifen die Vertreter zu unseriösen Methoden; vermehrt gibt es dazu Beschwerden im Bereich Glasfaser-Verträge Foto: Getty Images

11. Oktober 2024, 8:03 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Beim Ausbau von Glasfaser nutzen die Netzbetreiber den Haustürvertrieb, um neue Kunden zu gewinnen. Geschäfte an der Haustür sind von jeher mit Vorsicht zu genießen. Das ist beim Angebot für einen Glasfaseranschluss nicht anders; es wird mit allen Tricks gearbeitet und kommt leider erstaunlich häufig vor. Allein bei uns in der Redaktion gab es jüngst mehrere Fälle. TECHBOOK erklärt, wie man schwarze Schafe erkennt.

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Damit sich der Bau eines Glasfasernetzes lohnt, benötigen die Netzbetreiber eine gewisse Anzahl an Kunden. Deshalb veranstalten sie Info-Abende, auf denen sie über die Vorzüge von Glasfaser und die Baumaßnahmen informieren. Im Anschluss gehen Mitarbeiter von Haus zu Haus und versuchen neue Kunden zu gewinnen. Doch manchmal kommen solche Glasfaser-Vertreter mit sehr fragwürdigen Mitteln an die Unterschrift unter einem Tarifvertrag.

Unseriöse Methoden im Haustürvertrieb für Glasfaseranschlüsse

Haustürvertreter erzeugen Druck, indem sie zum Beispiel behaupten, der vorhandene Internetanschluss würde abgeschaltet. Wenn man sich zudem nicht jetzt entscheide, koste der Glasfaseranschluss später mehrere tausend Euro oder der Wert des Hauses würde ohne einen solchen Anschluss extrem sinken.

Unseriöse Glasfaser-Vertreter verschaffen sich Zutritt zur Wohnung oder zum Haus, indem sie zum Beispiel behaupten, sie müssten den Router oder Anschlüsse überprüfen. Es sind auch Fälle bekannt, in denen Verbraucher nur den Besuch des Haustürvertreters auf einem Tablet quittieren sollten und die digitale Unterschrift danach unter einem Tarifvertrag auftauchte.

Haustürvertrieb ist erfolgreich

Das Image ist also miserabel. Die Netzbetreiber gehen dennoch von Tür zu Tür, weil es sich lohnt. Laut Branchenschätzungen werden drei Viertel aller Glasfaserverträge an der Haustür abgeschlossen. Laut der Ranger Marketing & Vertriebs GmbH, einem der größten Dienstleister im Haustürvertrieb, wurden 2022 über zwei Millionen Produkte an der Haustür verkauft. Die Mitarbeiter arbeiten auf Provisionsbasis.

Ranger ist auch für die Deutsche Telekom tätig. Dieser werfen wiederum ihre Wettbewerber vor, sie wolle mit ihren Vertriebsaktivitäten der Konkurrenz schaden – zur Not auch mit unseriösen Methoden. Zum Beispiel wird behauptet, der Wettbewerber sei kurz vor der Pleite, dessen Geschäftsführer sei gestorben oder nur die Telekom baue ein Glasfasernetz vor Ort auf. In diversen Foren – darunter Telekom hilft sowie das Vodafone-Forum – wird über das Vorgehen von Ranger bereits seit Langem diskutiert. Betroffene schildern hier ihre Erlebnisse, die geprägt sind von falschen Aussagen und Situationen, in denen die Ranger-Mitarbeiter unbedingt Zutritt zur Wohnung wollten.

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Trotz Schulungen Beschwerden über Haustürvertreter für Glasfaser

Telekom und Ranger widersprechen den Vorwürfen. Beschwerden bewegten sich im Promillebereich. Nach einem Vertragsabschluss erhalte der Verbraucher einen Anruf, in dem er gefragt werde, wie das Gespräch verlaufen und ob er mit dem unterzeichneten Vertrag einverstanden sei. Mitarbeiter würden ausgiebig geschult und schwarze Schafe sofort entfernt. Zudem sollen die Haustürvertreter Menschen, die älter als 80 Jahre sind, auf die Shops und die Hotline verweisen, anstatt ihnen Anschlüsse zu verkaufen.

Trotzdem reißen die Beschwerden nicht ab, insbesondere über Telekom-Vertreter an der Haustür. Es tritt sogar der gegenteilige Effekt auf. Die Verbraucherschützer stellen seit 2021 einen Anstieg der Beschwerden über den Haustürvertrieb im Glasfasermarkt fest. Ihnen zufolge liegt der Anteil eher im zweistelligen Prozentbereich.

Da verwundert es auch nicht, dass allein in der BOOKs-Redaktion mehrere Mitarbeiter bereits Erfahrung mit Glasfaser-Vertretern an der Haustür gemacht haben. Dabei handelte es sich aber nicht ausschließlich um Mitarbeiter der Telekom bzw. Ranger. Auch O2 schickt offenbar Vertreter herum.

Auch die Kollegen von myHOMEBOOK warnen vor Abzocke durch Haustürgeschäfte. Hier betrifft es allerdings vermeintlich günstige Energietarife.

Erfahrungsberichte aus der Redaktion

Eine Frage des FTTH

Rita Deutschbein, TECHBOOK-Redaktionsleiterin und bereits DSL-Kundin bei der Telekom, hat einen solchen Fall erlebt. Als es bei ihr klingelte, standen zwei junge Menschen vor der Tür, die angaben, im Auftrag der Telekom über den Glasfaserausbau in der Nachbarschaft zu informieren. Man könne dadurch jetzt neue und bessere Tarife anbieten. Auf Nachfrage, ob der Ausbau auch die letzte Meile (FTTH – Fiber to the Home) betreffe, stutzten die Vertreter. Gemeint ist damit der Glasfaseranschluss bis in die Wohnung, der notwendig ist, um die vollen Vorteile von Glasfaser nutzen zu können.

Offenbar waren sie auf eine solch konkrete Frage nicht gefasst. Sie gaben zu, dass Glasfaser lediglich auf der Straße verlegt wurde und die Anbindung zum Haus weiterhin auf Kupfer beruhe. Als daraufhin die Rückfrage kam, warum man dann einen neuen Telekom-Vertrag abschließen sollte, gaben sie auf und verabschiedeten sich zügig. Das Beispiel zeigt, wie leicht sich die Masche der Haustürverteter mit konkreten Fragen durchschauen lässt.

Her mit den Daten

Bei TECHBOOK-Redakteurin Sabine Winkler war das ähnlich. Bei ihr standen plötzlich ebenfalls zwei Vertreter vor der Tür, die ihr im Auftrag der Telekom einen Glasfaser-Vertrag schmackhaft machen wollten. Die Argumente: einen Glasfaser-Anschluss gebe es angeblich bei der Konkurrenz nicht. Außerdem wurde zusätzlicher Druck aufgebaut, indem suggeriert wurde, dass sie sofort vorbestellen müsse, andernfalls stünden die guten Konditionen nicht mehr zur Verfügung.

Apropos Konditionen: einen Vertrag für MagentaTV und Mobilfunk könne sie gleich mit abschließen. Für einen Vergleich sollte sie sogar ihren Router-Typen, ihre Festnetznummer und die Vertragsdetails ihres aktuellen Anbieters in eine Liste eintragen. Immerhin wiesen die Vertreter in diesem Fall auf Nachfrage auf die gesetzliche 14-tägige Widerrufsfrist hin; unsere Autorin hat dennoch dankend abgelehnt.

Nicht nur Telekom, auch O2 klingelt

Vor Kurzem klingelte und klopfte es direkt an der Wohnungstür unserer Kollegin Louisa Stoeffler von PETBOOK. Vor ihr standen zwei Männer, die sich in passender Arbeitskleidung als Mitarbeiter von O2 ausgaben und offensichtlich schon durch das ganze Haus gelaufen waren.

Binnen weniger Sekunden wurde unserer Kollegin berichtet, O2 wolle den Glasfaserausbau im Wohnhaus abschließen und sie hätte daher die einmalige Gelegenheit, 600 Euro Anschlussgebühr zu sparen. Aber nur, wenn sie die beiden Männer, die sie zu diesem Zeitpunkt bereits duzten, direkt in die Wohnung und an die Anschlussdose lasse. Noch während sie Einlass forderten, bewegten sich die beiden in Richtung Wohnungstür, die unsere Kollegin jedoch fest im Griff hielt.

Mit den Worten „Nein, danke“, lehnte sie ab. Sie habe bereits einen Internetvertrag und lasse sich als informierter Mensch nicht von so einer Masche überrumpeln. Doch auch nach der Verneinung ging es weiter. „Naja, DSL und Kabel werden 2025 abgestellt und dann müssen Sie die Anschlussgebühr ohnehin zahlen“, so die irrsinnige Aussage. Plötzlich wurde sie also wieder gesiezt.

Unsere Kollegin antwortete nur knapp, dass das für sie in Ordnung sei. Zu diesem Zeitpunkt waren ihr die beiden schon sehr unangenehm und setzten noch einen drauf: „Na, wenn Sie das jetzt nicht machen, muss ihretwegen noch einmal die ganze Straße aufgerissen werden. Wollen Sie das?“ Diese Bemerkung – die für sie bereits an emotionale Erpressung grenzt, die wahrscheinlich eingesetzt wurde, weil sie eine Frau ist – ließ sie mit hochgezogener Augenbraue einfach unkommentiert. Sie bekräftigte noch einmal, dass sie keinen neuen Vertrag wollte, und schloss sehr bestimmt die Tür.

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Wie Sie seriöse (Glasfaser-)Berater an der Haustür erkennen

Natürlich kann das Gespräch mit einem Vertriebler des Netzbetreibers in den eigenen vier Wänden hilfreicher sein als ein unpersönlicher Kontakt am Telefon oder über das Internet. Allerdings nur, wenn von vornherein klar ist, dass hinter den Informationen die Absicht steckt, einen Tarifvertrag verkaufen zu wollen. Dann können Sie sich immer noch entscheiden, ob Sie sich darauf einlassen wollen oder nicht.

Und auch wenn Sie bereits einen Vertrag unterschrieben haben, können Sie davon noch zurücktreten. Nach Unterzeichnung gilt eine 14-tägige Widerrufsfrist. Gründe für den Rücktritt müssen Sie nicht angeben. Sie sollten sich aber bei der Unterschrift vergewissern, wie und wo Sie widerrufen können.

Um seriöse von unseriösen Beratern zu unterscheiden, gibt es zudem ein paar Tricks. Auch wenn der Glasfaser-Vertreter seriös auftritt und Kleidung mit dem Logo des jeweiligen Netzbetreibers trägt, sollten Sie sich auch den Arbeitsausweis zeigen lassen. Viele Vertreter, wie etwa die der Telekom, haben zudem ein Autorisierungsschreiben dabei, das sie vorzeigen können. Dort oder auf dem Ausweis ist eine Rückrufnummer, die Sie wählen können, um sich zu vergewissern, dass die Person vor Ihrer Haustür tatsächlich im Auftrag des Netzbetreibers unterwegs ist. In dem Fall können Sie sich beraten lassen. Der Vertragsabschluss ist auch später noch möglich.

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