25. August 2022, 13:18 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Deutsche Behörden haben nicht unbedingt den Ruf, im Digitalen umfassend aufgestellt zu sein. Viele Digitalisierungsmaßnahmen sind aber auch bereits umgesetzt.
Generell muss man sagen, dass der digitale Ausbau der deutschen Behörden im Vergleich eher schleppend läuft. Die Erreichbarkeit per Telefon oder E-Mail ist teils dürftig, meist muss man persönlich bei Behörden erscheinen und viele Anträge dabei ausgedruckt vorlegen. Dabei könnte die Digitalisierung so manchen Gang zum Amt und lange Wartezeiten auf einen Termin sparen. Viele Menschen in Deutschland wünschen sich genau das: mehr digitale Kommunikation mit Behörden. Meist bleibt es beim Wunsch – manches geht aber bereits.
Umfrage zeigt Wunsch nach mehr Digitalisierung der Behörden
Laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage wollen drei von vier Menschen in Deutschland (76 Prozent) zukünftig auf digitalen Wegen mit den Behörden in Kontakt treten. Ein Drittel (33 Prozent) der Befragten gab sogar an, künftig ausschließlich digital mit den Ämtern kommunizieren zu wollen. Gut zwei von fünf (43 Prozent) würden ein hybrides Modell bevorzugen. Nur gut ein Fünftel (21 Prozent) möchte gänzlich analog bleiben. Bitkom Research hat für diese Umfrage mehr als 1000 Personen in Deutschland telefonisch befragt.
Was in Ländern wie Dänemark eine Selbstverständlichkeit ist, wünschen sich auch die Menschen in Deutschland: unabhängig von Zeit und Ort Behördengeschäfte zu erledigen. Den Ämtern würde das meterdicke Aktenberge ersparen, Millionen Briefe würden überflüssig und die Umstellung auf papierlose Kommunikation wäre nicht zuletzt ein wichtiger Beitrag, knappe Ressourcen wie Holz und Wasser zu sparen und das Klima zu schonen. In der Verwaltung können digitale Informationen direkt strukturiert erfasst und ohne Medienbrüche verarbeitet werden – schneller, effizienter und weniger personalintensiv.
Bitkom-Präsident Achim Berg
Viele wünschen sich Kommunikation per Messenger
Kommunikation ausschließlich per Post oder vor Ort geht an den Lebensrealitäten vieler Menschen vorbei. Dieses Problem ist seit geraumer Zeit bekannt, weshalb der Bund Geld explizit für die Digitalisierung der Behörden zur Verfügung stellt. 2017 wurde im Onlineschutzgesetz (OZG) eigentlich das Ziel festgelegt, bis Ende 2022 die meisten Behördengänge auch online erledigen zu können. Das ist wohl nicht realistisch, wie zuletzt auch eine Anfrage der Linken an den Bundestag ergab. Viele der bereitgestellten Mittel würden von den Ländern gar nicht beansprucht. Grund dafür sei unter anderem fehlendes beziehungsweise geschultes Personal.
In der Bitkom-Umfrage gab dabei fast jeder zweite Befragte (46 Prozent), der online mit einem Amt in Kontakt treten möchte, an, das bevorzugt per E-Mail tun zu wollen. Tatsächlich ist das bereits bei vielen Ämtern, allerdings nicht allen, bereits möglich. Ganze 19 Prozent wünschen sich aber auch einen kürzeren und völlig neuen Weg der Kommunikation: Chatten per Messenger wie etwa WhatsApp. oder Signal.
Dazu hätten etwa zwei Drittel (66 Prozent) der Digitalisierungsfreunde gerne ein persönliches Online-Servicekonto. An dieser Stelle muss man allerdings eine Lanze für den vermeintlich sehr analogen Amtsschimmel brechen: Wer einen Personalausweis mit E-ID-Funktion hat, kann sich auf den Verwaltungsportalen des Bundes und der Bundesländer Nutzerkonten einrichten, um darüber etwa Anträge digital einzureichen.
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Was mit dem Online-Ausweis bereits möglich ist
Rund 180 Anwendungen listet das Personalausweisportal des Bundesinnenministeriums auf. Von Kfz-Zulassungsbehörden übers Nationale Waffenregister bis hin zum Bafög-Antrag – viele Dienste kann man bereits online in Anspruch nehmen. Auch Telekommunikationsanbieter oder Banken sind dort aufgeführt, ebenso diverse Leistungen der Bundesagentur für Arbeit. Klar ist aber auch: Wenn das Amt in der eigenen Kommune noch analog unterwegs ist, nützt einem der Online-Ausweis an der Stelle wenig.
Im Rahmen des bereits erwähnten OZG wurde zudem das Dashboard Digitale Verwaltung eingeführt. Ziel dieses Portals ist es, den Flickenteppich deutscher Behörden digital zu vereinheitlichen. Was anfangs nur schleppend voranging, beschleunigte dann 2020 die Corona-Pandemie. Das Ergebnis: Kindergeldanträge, Meldebescheinigungen und vieles mehr lassen sich inzwischen online beantragen und viele nutzen dieses Angebot auch zunehmend. Allerdings ist die Lage in den Ländern immer noch so unterschiedlich, dass es wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte, die Digitalisierung der Behörden zu vereinfachen.
Mit Informationen der dpa.