30. Mai 2023, 11:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Immer wieder versuchen Betrüger per Anruf oder Nachricht, Menschen abzuzocken. Sie wollen Daten ergaunern oder Menschen zu Überweisungen überreden. Dabei geben sie sich oft als jemand anderes aus – sogar als Vertreter der europäischen Polizeibehörde Europol.
Das Telefon klingelt und es meldet sich ein Mitarbeiter der europäischen Polizeibehörde Europol. Oder man bekommt eine offiziell aussehende E-Mail von der Behörde. Tatsächlich gilt in so einem Fall immer besondere Vorsicht. Denn statt der Polizei stecken Betrüger hinter den Nachrichten, die es auf persönliche Daten und Geld abgesehen haben. Die sogenannte „Europol-Abzocke“ gibt es inzwischen in mehreren Varianten, die aber stets gemeinsam haben, dass über den offiziellen Charakter Druck auf die Betroffenen ausgeübt werden soll.
Übersicht
Das steckt hinter der Europol-Masche am Telefon
Die Betrüger, die sich als Mitarbeiter von Europol ausgeben, informieren am Telefon über einen angeblichen Identitätsdiebstahl. Den Betroffenen seien Daten gestohlen worden, die nun für Straftaten genutzt werden, so die Warnung. Im Laufe des Gesprächs bitten die Betrüger daher selbst um Daten, um diese abzugleichen. Zudem versuchen sie mitunter, die Angerufenen zu Überweisungen von verschiedenen Geldbeträgen zu verleiten.
Auch eine TECHBOOK-Redakteurin wurde von einer angeblichen Europol-Mitarbeiterin angerufen und über einen Identitätsdiebstahl informiert. Die Person am anderen Ende der Leitung sprach Englisch mit einem starken Akzent. Die Nummer hatte sogar mehrfach über den Tag verteilt versucht, sie zu erreichen. In diesem Fall war der Betrug auch dadurch leicht zu identifizieren, da es sich um eine Handynummer handelte: +49 176 23816914.
Das ist allerdings nicht immer so. Teilweise gelingt es den Betrügern mithilfe eines technischen Verfahrens sogar, bei Anrufen die echte Rufnummer von Europol auf dem Telefon anzuzeigen. Sie wirken somit täuschend echt. Das macht den Telefon-Betrug besonders gefährlich und schüchtert die Angerufenen zusätzlich ein.
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Falsche E-Mails im Namen von Europol
Wiederholt warnen diverse Behörden außerdem auch von betrügerischen E-Mails, Phishing-Nachrichten genannt. Diese kommen scheinbar auch von Europol und fallen direkt durch aufmerksamkeitsheischende Betreffzeilen wie „Justizvorladung“, „Vorladung vor Gericht“ oder Ähnlichem auf. Der Empfänger soll sich dann so schnell wie möglich zu dem in der Nachricht erhobenen Vorwurf äußern. Diese reichen von „Exhibitionismus“ bis zu „Kinderpornografie“.
Auch TECHBOOK liegt eine aktuelle Nachricht mit entsprechendem Inhalt vor, die angeblich von der „Minderjährige (sic!) Schutzbrigade“ stammen soll. Sollte der Empfänger der Nachricht nicht innerhalb der Frist reagieren, wird mit einem Haftbefehl gedroht. Zudem wird noch zusätzlich Druck aufgebaut: „Ihre Datei wird auch zur Verteilung an die Medien übertragen, wo Ihre Familie, Freunde und ganz Deutschland sehen können, was Sie vor Ihrem Computer tun.“
Lassen Sie sich von solchen Nachrichten nicht verunsichern. Auf den ersten Blick sieht die vermeintliche E-Mail von Europol zwar seriös aus. Oben finden sich entsprechende Embleme und auch die Adresse der Bundespolizeidirektion ist korrekt. In der uns vorliegenden Nachricht wurde mit Julia Flockermann sogar eine reale Person, eine Vorsitzende Richterin des Landgerichts Berlin, genannt. Wer allerdings genau hinschaut, entdeckt zahlreiche grammatikalische Fehler im Text. Und auch die Logos und Namen der Behörden werden – teilweise wahllos – miteinander vermischt. Dieser Umstand sowie der unseriöse Absender der vermeintlichen Europol-E-Mail enttarnen die Nachricht sehr eindeutig als Fake.
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Wie kann man sich schützen?
Generell sollten Angerufene nie vertrauliche Daten am Telefon preisgeben, wenn sie den Anrufer nicht persönlich und genau kennen. Das BKA gibt außerdem zu bedenken, dass die Polizei – unabhängig davon, um welche Abteilung oder Behörde es sich handelt – am Telefon niemals um Überweisungen bittet oder nach den finanziellen Verhältnissen fragt. Auch schickt sie keine Personen vorbei, denen man persönlich einen Geldbetrag übergeben soll.
Erhalten Sie einen solchen oder einen ähnlichen Anruf, legen Sie daher am besten sofort auf. Lassen Sie sich auf keinen Fall in ein Gespräch verwickeln. Gleiches gilt für besagte E-Mail, die Sie umgehend löschen und auf keinen Link klicken sollten. Erstatten Sie am besten auch Strafanzeige bei der örtlichen Polizeidienststelle.