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Bekannt für Antivirenprogramm

John McAfee – vom IT-Genie in die Unterwelt

John McAfee 2016 bei einer Konferenz als Redner
John McAfee hatte ein wirklich sehr bewegtes Leben Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

17. März 2023, 10:16 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Um die Person John McAfee hat sich inzwischen fast ein Mythos entwickelt. Doch wie wurde aus dem IT-Giganten eigentlich ein Verschwörungstheoretiker und Verbrecher?

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Drogen, Waffen, Prostituierte, Betrug, Steuerhinterziehung und Mordverdacht. Das klingt irgendwie nicht nach der Geschichte eines Mannes, der einst das erste kommerziell erfolgreiche Anti-Virenschutzprogramm entwickelt hat. Tatsächlich ist das aber so, denn es handelt sich um die Geschichte von John McAfee.

John McAfees Leben startet turbulent. Einige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs kommt er im September 1945 auf einem US-Militärstützpunkt in Schottland auf die Welt. Kurze Zeit später beginnt seine Familie ein neues Leben in den USA. John McAfee wächst als Einzelkind auf. Sein alkoholkranker Vater macht dem kleinen John das Leben zur Hölle. Im Alkoholrausch neigt sein Vater zu Gewaltexzessen und verprügelt Frau und Kind. Als John McAfee 15 Jahre alt ist, nimmt sich sein Vater das Leben. Ein Schock und gleichzeitig auch ein Ende von Angst und Gewalt.

Der Jugendliche blüht auf. Nach der Schule beginnt John McAfee ein Mathematik- und Informatik-Studium. Seine IT-Leidenschaft scheint den jungen Mann endlich auf den richtigen Pfad zu bringen. Wie viele junge Menschen zieht es auch John McAfee ins gelobte Land, ins Silicon Valley. Und seine Karriere nimmt Fahrt auf. Zu seinen Arbeitgebern zählen General Electric, Lockheed, Xerox, Siemens, IBM und die NASA. Bei der US-Raumfahrtbehörde arbeitet er Ende der 1960er-Jahre als Programmierer. John McAfee erlebt den Wettlauf zum Mond und gehört zum Apollo-Projektteam.

Ein Virus und seine Folgen

Nach diversen Stationen als Software-Experte in verschiedenen Unternehmen, ärgert ihn 1986 Brain, ein Virus, das auf MS-DOS-Computern für einigen Wirbel sorgt, unter anderem auch auf dem Rechner von John McAfee. Das IT-Genie fühlt sich herausgefordert und beginnt zu programmieren. Ein Jahr später präsentiert er das erste kommerziell nutzbare Antivirenschutzprogramm. Gleichzeitig gründet der Software-Experte die Firma McAfee.

Das gleichnamige Programm vertreibt der Firmengründer als Shareware-Modell, Nutzer können es zunächst kostenlos nutzen. Nach der Probephase wird dann eine Gebühr fällig, um das Programm dauerhaft einzusetzen. John McAfee profitiert zudem von der massenhaften Verbreitung von Computern, dem Beginn des Internet-Zeitalters und der Sorglosigkeit der Menschen im Umgang mit dem neuen Medium.

Anfang der 1990er-Jahre steht die Software McAfee für Antivirenschutz. John McAfee, Entwickler und Firmengründer, steigt zum Multimillionär auf. Wäre die Geschichte an dieser Stelle beendet, böte sie genügend Stoff für einen Hollywood-Blockbuster mit einer vorhersehbaren Story: Die Geschichte eines Mannes, der ein Software-Imperium erschaffen hat.

John McAfee entscheidet sich jedoch gegen ein Leben, das einer kitschigen Aufsteiger-Story gleicht. Wobei bis heute ungeklärt bleibt, ob es eine bewusste Entscheidung gewesen ist oder ob ihn die schrecklichen Bilder aus seiner Kindheit niemals losgelassen haben. Jedenfalls muss irgendwann in den 1990er-Jahren etwas passiert sein, was zu einer dramatischen Veränderung seines Lebenswandels geführt hat.

John McAfee verabschiedet sich aus der Software-Szene

Im Jahr 1994 zieht sich John McAfee aus seiner Firma zurück. Drei Jahre später verkauft der Firmengründer sämtliche Anteile. Sein Vermögen wird auf über 100 Millionen US-Dollar geschätzt. In der Folge widmet sich John McAfee Dingen, die ihm Spaß machen. Er arbeitet als Yogalehrer und schreibt darüber mehrere Bücher. Außerdem liebt er Aerotrekking, das Fliegen mit einem Ultraleichtflugzeug in geringer Höhe. Einen Großteil seines Vermögens investiert er zudem in Immobilien.

Das führt ab dem Jahr 2007 zu einem enormen Kapitalverlust. John McAfee verliert durch die weltweit aufkommende Finanzkrise fast sein gesamtes Vermögen. Plötzlich tauchen Gerüchte über Drogen und minderjährige Prostituierte auf. Doch noch scheint John McAfee sein Leben im Griff zu haben.

Das einstige IT-Genie kauft ein Haus in Belize, einem Staat an der Ostküste von Mittelamerika. Belize gilt als beliebtes Ziel für US-Amerikaner, die sich unsichtbar machen möchten.

Doch das genaue Gegenteil passiert. John McAfee fällt auf – und das immer häufiger unangenehm. Angeblich zahlt er an die örtliche Polizei Schmiergelder. Sein Grundstück bewachen Männer, die er selbst als „Killer“ bezeichnet haben soll. Auch die Drogengerüchte um seine Person häufen sich.

Mordverdacht und anschließende Flucht

In der Öffentlichkeit gibt John McAfee mehr und mehr das Bild eines extrem gestörten Mannes ab, der unter paranoiden Wahnvorstellungen zu leiden scheint. Die Lage eskaliert im April 2012. Eine Spezialeinheit der belizische Polizei stürmt das Anwesen von John McAfee. Der Verdacht: Der ehemalige Programmierer sei inzwischen in die Drogendealer-Szene gewechselt. Bis auf ein paar illegale Waffen findet die Polizei allerdings keine Beweise. Daraufhin wechselt John McAfee seinen Wohnsitz und zieht in die Kleinstadt San Pedro in Belize. Dort macht er sich direkt bei seinen unmittelbaren Nachbarn durch sein exzentrisches Auftreten unbeliebt.

Als jemand die Kampfhunde von John McAfee vergiftet, kommt es zu folgenschweren Ereignissen. Kurze Zeit später findet die Polizei den Nachbarn von John McAfee mit einer Kugel im Kopf. Schnell verdächtigen die Behörden das einstige IT-Genie, seinen Nachbarn aufgrund diverser Streitigkeiten zwischen den beiden durch einen gezielten Kopfschuss ermordet zu haben.

Von da an befindet sich John McAfee eine ganze Weile auf der Flucht. Es beginnt eine Odyssee durch mehrere Staaten in Mittelamerika. McAfee taucht dabei allerdings nicht einfach ab, sondern inszeniert seine Flucht und berichtet darüber in seinem Blog und über Social Media.

Die wilde Reise endet im Jahr 2015 in Guatemala, wo ihn Interpol festnimmt. Der Mordverdacht wird aufgrund fehlender Beweise fallen gelassen. Die Behörden liefern ihn an die USA aus. Seine kriminelle Vergangenheit scheint hier niemanden zu interessieren. Er behauptet sogar, bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 als Kandidat für die Libertäre Partei antreten zu wollen. Es bleibt allerdings bei der Ankündigung.

John McAfees dramatisches Ende

Plötzlich erinnert sich auch die Software-Welt an den einstigen Entwickler des ersten kommerziell erfolgreichen Antivirenschutzprogramms. John McAfee spricht wieder als Gastredner auf einigen wichtigen Branchenmessen und Veranstaltungen. Allerdings verstrickt sich McAfee schon bald erneut in kriminelle Machenschaften. Im Oktober 2020 verhaftet ihn die spanische Polizei unter tatkräftiger Mithilfe der US-Behörden. Dieses Mal steht der ehemalige Software-Entwickler unter Verdacht, Steuern hinterzogen und unlautere Werbung für Kryptowährungen betrieben zu haben.

John McAfee landet daraufhin in einem Gefängnis in der Nähe von Barcelona. Aufgrund der neuen Anschuldigungen interessieren sich plötzlich auch die US-Behörden für seine bisherige kriminelle Vergangenheit. Bei einer Auslieferung in die USA droht John McAfee eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren.

Mit der Aussicht, bis an sein Lebensende hinter Schloss und Riegel zu verbringen, entscheidet sich der inzwischen 75-jährige John McAfee offenbar für Suizid. Am 23. Juni 2021 entdecken Beamte die Leiche in seiner Zelle. Sein Tod schlägt Wellen. Im Netz kursieren zudemm bald Verschwörungstheorien, dass das IT-Genie gar nicht tot sei. Dabei handelt es sich selbstverständlich um groben Unfug.

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Dokumentationen über John McAfee

Das skandalöse Leben des John McAfee interessiert sogar Netflix. Der Film „Auf Teufel komm raus: Die wilde Welt des John McAfee“ feiert im Jahr 2022 Premiere. Einige Jahre vorher hat bereits die US-amerikanische Filmemacherin Nanette Burstein die Dokumentation ‚Gringo: The Dangerous Life of John McAfee‘ gedreht. Der Film steht online in der ZDF-Mediathek zur Verfügung.

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