2. März 2024, 10:03 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
SMS für Senioren und der Rest benutzt WhatsApp? Weit gefehlt. Der Messenger-Markt hat mittlerweile viele Alternativen zu bieten. TECHBOOK gibt daher einen Überblick, welcher Dienst sich für wen lohnt.
Die Zeit, in der WhatsApp die alleinige Hoheit über den Messenger-Markt inne hatte, ist längst vorbei. Sowohl für private als auch für professionelle Nutzerinnen und Nutzer gibt es mittlerweile so viele Alternativen, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Zumal sich die Dienste immer ähnlicher werden.
Für gewöhnlich ist sind die Dienste sowohl auf dem Smartphone als auch auf dem Laptop, Tablet oder PC nutzbar. Reines Chatten per Textmessage ist bei den meisten Messenger-Diensten ebenfalls nur noch eine von vielen Funktionen neben Sprachnachrichten, Videocalls oder Telefonie via Internet. TECHBOOK verrät, welcher Messenger sich für wen besonders eignet.
Der Allrounder: WhatsApp
Auch im Jahr 2023 war WhatsApp weltweit und auch hier in Deutschland der beliebteste Messenger-Dienst. Etwa 82 Prozent der Internetnutzerinnen und Nutzer in Deutschland greifen auf den Dienst von Meta zurück und verweisen damit Facebook und Instagram auf Platz zwei und drei. Kostenlos, einfach zu bedienen, Ende-zu-Ende-verschlüsselt und mit vielen zusätzlichen Funktionen wie Sprachanruf, Videocall, Status und WhatsApp Channel ist WhatsApp für viele aus dem kommunikativen Alltag nicht mehr wegzudenken. Gruppen-Chats, Bilder- und Sprachnachrichten sowie selbstlöschende Nachrichten gehören zum Grundrepertoire des Marktführers.
Während WhatsApp in den vergangenen Jahren vor allem unter Freunden und in Familien genutzt wurde, liefert Meta nun zunehmend Funktionen, die den Messenger auch im Beruf attraktiv machen sollen. Beispielsweise kann man einen WhatsApp-Account auf mehreren Smartphones nutzen oder umgekehrt auf einem Smartphone mehrere WhatsApp-Accounts unterbringen. Auch TECHBOOK ist auf WhatsApp vertreten.
Der vielleicht größte Vorteil von WhatsApp war bisher seine weite Verbreitung. Bei der Frage „Hast du WhatsApp, Signal, Telegram …?“ konnte WhatsApp bisher häufig punkten. Da der Meta-Messenger aber in Sachen Datenschutz den Ansprüchen vieler Nutzerinnen und Nutzer nicht gerecht wird, diversifiziert sich das Feld zunehmend. Zusätzlich fordert der Digital Markets Act der EU, dass WhatsApp zukünftig mit anderen Messengern interoperabel sein muss. Der Allrounder könnte in Zukunft also etwas von seiner Vormachtstellung einbüßen.
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Für Sicherheitsbewusste: Signal
Signal ist ein kostenloser, spendenbasierter Open-Source-Messenger für alle, die WhatsApp aus datenschutzrechtlichen Bedenken nicht nutzen wollen. Da der Code der App offen einsehbar ist, können die Sicherheitsstandards von jedem geprüft werden. Im Vergleich zu WhatsApp bietet Signal ein etwas weniger üppiges Funktionsspektrum, verfügt aber dennoch über ein solides und ständig wachsendes Repertoire. Neben Text- und Sprachnachrichten kann man auch hier Bilder und Dokumente versenden. Sprach- und Videoanrufe übers Internet sind genauso möglich wie Gruppenchats und Status-Stories.
Private Informationen wie Lesebestätigungen oder „tippt gerade“ kann man bei Signal ausschalten, der Aktiv-Status ist – anders als bei WhatsApp – gar nicht erst vorhanden. Ein großer Pluspunkt von Signal ist, dass der Zugriff auf Handy-Kontakte bei diesem Messenger nicht erforderlich ist. Wie WhatsApp ist auch Signal Ende-zu-Ende verschlüsselt und lässt sich auch als App auf dem Laptop, Tablet oder PC nutzen. Insgesamt eignet sich Signal für all jene privaten Nutzerinnen und Nutzer, die einen etwas sichereren und unkomplizierten WhatsApp-Klon suchen.
Für Verschwörungsmystiker: Telegram
Der Blick in diverse Medienberichte der vergangenen Jahre legt den Verdacht nahe, dass Verschwörungsmystiker sich besonders gern auf Telegram tummeln. Doch natürlich hat Telegram eine sehr diverse Zielgruppe, denn die App gehört in Deutschland zu den beliebteren Messengern. Etwa 21 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland kommunizieren über Telegram.
Der Messenger-Dienst verfügt über ein ähnliches Funktionsspektrum wie Signal und WhatsApp. Allerdings finanziert sich Telegram über Werbeeinnahmen in den Kanälen und bietet alternativ ein Premium-Abo an, das aber zur Zeit in Deutschland nicht offiziell verfügbar ist. In Sachen Datenschutz wirft Telegram allerdings einige Fragen auf.
Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kann zwar für sogenannte „geheime Chats“ aktiviert werden, ist aber nicht der Standard und kann nicht für Gruppenchats eingestellt werden. Bei der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung können nur die Teilnehmenden des Chats auf die Inhalte zugreifen, nicht aber der App-Betreiber. Dementsprechend kann der Betreiber diese Inhalte auch nicht an Dritte weitergeben.
Stattdessen nutzt Telegram standardmäßige eine Verschlüsselung zwischen Endgerät und Server. Theoretisch könnte der App-Betreiber versandte Inhalte also einsehen. Persönliche Einstellungen wie „Tippt gerade“ und die Lesebestätigung kann man nicht deaktivieren und auch den eigenen Account kann man nicht innerhalb der App löschen, sondern nur über die Website.
Für Datenschutz-Champions: Threema
Mit Blick auf die Funktionen ist Threema mit WhatsApp vergleichbar, allerdings legt der Messenger aus der Schweiz größten Wert auf Privatsphäre. Man kann Threema daher ohne die Eingabe personenbezogener Daten wie Telefonnummer oder E-Mail-Adresse und somit völlig anonym nutzen. Alle Nachrichten – Text- und Voice-Messages, aber auch Sprach- und Videoanrufe – sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Ähnlich wie Signal ist auch Threema Open Source.
Die App verzichtet außerdem aus Datenschutzgründen auf Cloud-Synchronisierung. Backups sind auf Threemas eigenen Servern oder bei Android auf dem eigenen Nutzergerät möglich. Die Server befinden sich in der Schweiz. Sowohl die Gruppen als auch die Kontaktlisten werden direkt auf den Geräten der Nutzerinnen und Nutzer verwaltet und nach der Zustellung sofort vom Server gelöscht.
Anders als die anderen Messenger-Apps ist Threema kostenpflichtig. „Nichts ist umsonst. Bezahlt man für einen Messenger-Dienst nicht mit Geld, dann mit seinen Nutzerdaten“, heißt es auf der Website. Für Privatkunden kostet Threema einmalig 5 Euro für Android bzw. 5,99 Euro für iOS. Der schweizer Messenger bietet auch eine Business-Version seines Produkts mit einem monatlichen Abo-Modell an. Somit richtet sich Threema nicht nur an Datenschutz-Champions, sondern auch explizit an Unternehmen. Übrigens: Auch Spitzenpolitikerinnen wie Annalena Baerbock nutzen Threema.
Ein vergleichbarer Messenger aus deutschem Haus ist Ginlo. Für Privatkunden ist Ginlo kostenlos, für Unternehmen gibt es eine kostenpflichtige Business-Version.
Ur-Gestein unter den Messengern: Die SMS
Obwohl die gute, alte SMS im Vergleich zu den anderen Messengern nur das absolute Funktionsminimum bietet, hält sie sich wacker. Ältere Menschen, Personen ohne Smartphone und Unternehmen, die Bestätigungs-Codes versenden, nutzen die SMS noch rege. Allerdings gilt hier, wie auch bei anderen Messengern: Vorsicht, vor Phishing-Nachrichten!
Doch obwohl die SMS eine Grundfunktion von jedem Smartphone bleibt und auch regelmäßig Teil von Flatrates und Verträgen ist, hat sie ihre Glanzzeit seit über zehn Jahren hinter sich gelassen. 2012 wurden 59,8 Milliarden SMS in Deutschland verschickt. Nach diesem Peak fiel das Volumen rapide ab. Im Jahr 2022 sank die Anzahl versendeter SMS auf 5,8 Milliarden. Für sich genommen sind das immer noch viele Textnachrichten, dennoch ist die SMS mittlerweile eher ein Außenseiter unter den Messengern.
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Fast schon retro: Facebook Messenger
Nachdem Meta im September 2023 seinem Facebook Messenger Lite den Stecker zog, ist der verbliebene Facebook Messenger die einzige Alternative zum Facebook-Chat. Der Facebook Messenger besitzt zwar viele der Funktionen, die man von einer Kommunikations-App aus dem Hause Meta erwartet. Doch auch die Zugriffsrechte fallen sehr umfangreich aus. Doch das ist nicht die einzige Stelle, an der es in Sachen Datenschutz hapert: Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung lässt sich zwar aktivieren, ist aber nicht der Standard.
Das Geschäftsmodell ist, wie immer bei Meta, nicht zu hundert Prozent transparent. Ein Teil der Einnahmen wird beim Facebook Messenger durch personalisierte Werbung generiert. Die typischen Kontakte entsprechen dem Prinzip von Facebook: Freunde oder Bekannte, die man nach Jahren im Facebook-Kosmos wiederentdeckt hat, aber deren Handynummer längst nicht mehr aktuell ist.
Für die Jugend und die Selfie-Freudigen: Snapchat
Snapchat hat eine klare Zielgruppe: Teenager. Insgesamt nutzten in Deutschland im Jahr 2022 nur etwa 9 Prozent Snapchat. Doch innerhalb der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen kommunizieren 66 Prozent über die bildbasierte App. Die versendeten Bilder und Videos werden nur einmal angezeigt und auch Textnachrichten verschwinden nach Verlassen des Chats, sofern man sie nicht speichert. Snapchat ist damit vor allem ein Medium für den schnelllebigen Kontakt.
Die App ist werbefinanziert und kann auf die Inhalte der Nutzerinnen und Nutzer zugreifen. Eine Alternative zu Snapchat, die sich ebenfalls auf Bilder und Momentaufnahmen konzentriert, ist BeReal. Einmal am Tag fordert die App ihre Nutzerinnen und Nutzer auf, sofort ein Foto zu machen und zu teilen, sodass man ausgewählten Kontakten einen kurzen, ungeschönten Einblick in seinen Alltag gewährt.
Längst nicht mehr nur Gamer: Discord
Seinen Ursprung hatte Discord in der Gamingwelt. Durch IP-Telefonie ermöglichte die Plattform die Kommunikation unter Gamern während eines Multiplayer-Spiels. Mittlerweile reichen Discords Funktionen von herkömmlichen Chats über Sprachanrufe und Videocalls, Bildschirmteilen und das Streamen von Spielen. Jeder kann kostenlos einen Server einrichten und damit eine eigene Plattform für eine Gruppe oder eine bestimmte Community bauen. Spätestens seit den Pandemiejahren 2020 und 2021 wird Discord aber nicht nur von Gamern und Nerds genutzt.
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Für Chats und Gossip mit Kollegen: Slack und Microsoft Teams
Sowohl Slack als auch Microsoft Teams haben sich längst in der Arbeitswelt etabliert und während der Pandemie noch einen ordentlichen Boost bekommen. Slack kommt in Unternehmen vor allem als Work-Chat für einzelne Teilnehmende und Arbeitsgruppen zum Einsatz. Das Praktische: Man kann darin gemeinsam Dokumente bearbeiten und Dienste wie Dropbox, Google Drive oder die Projektmanagement-Software Trello integrieren.
Microsoft Teams bietet das ganze Paket aus Chat, Chatgruppen und Video-Call. Mittlerweile sind Slack und Teams auch untereinander operabel. Wer aber die ewigen Konferenzen satt hat und seine Zeit lieber in Teambuilding-Maßnahmen investieren möchte, kann Teams auch zum gemeinsamen Spielen nutzen.