8. März 2018, 18:38 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
„Far Cry 5“ will im Gegensatz zu seinen kritisierten Vorgängern wieder neue Maßstäbe für Story und Gameplay setzen. In den ersten drei Stunden weiß das Spiel jetzt schon mit bombastischen Inszenierungen und abwechslungsreichen Erkundungstouren zu überzeugen.
„Far Cry 5“ schickt den Spieler ins amerikanische Montana, um den Anführer einer radikalen Sekte aufzuhalten. „Bei der Far Cry-Reihe wollen wir den Spielern immer ein nervenaufreibendes Erlebnis bieten, sie immer in neue und gefährliche Situationen entführen”, sagte der verantwortliche Associate Producer Philippe Fournier auf dem Ubisoft-Event kurz vor dem Launch.
„Für Far Cry 5 sind wir extra nach Montana gefahren, um ein authentisches Gefühl für die geplante Spielwelt zu bekommen. Zudem haben wir mit einer Expertin für Psychopathie und Aberglauben zusammengearbeitet, um genau zu verstehen, was einen realen Sektenanführer ausmacht und warum es so schwierig für Mitglieder ist, sich den Mechanismen einer radikalen Sekte zu entziehen.”
TECHBOOK konnte sich schon für drei Stunden in das Chaos stürzen und einen Vorgeschmack bekommen, was Ende März auf uns zukommt. Mit einer großen Marketing-Kampagne wurde die Vorfreude auf das neue Spiel stark angeheizt und die Messlatte der Erwartungen hochgelegt. Man hat den titelgebenden Schrei des Abenteuers wieder vernommen – lohnt es sich, ihm zu folgen?
Dem Teufel Handschellen anlegen
In der ersten Mission soll der Spieler zusammen mit einem Spezial-Team den Sektenanführer Joseph Seed verhaften. Im Helikopter unterwegs, geht es direkt zu seiner Kirche. Nach dem Ausstieg wandert das Team angespannt durch das Lager der Sekte, während an jeder Ecke ein langbärtiger Fiesling mit Waffe im Anschlag steht.
In der Kirche steht Joseph Seed dann im hellen Licht, oberkörperfrei und mit dutzenden Tätowierungen übersät, der Prophet, der das Ende der Welt voraussagt und bereits dutzende Menschen getötet hat oder umbringen ließ. Umzingelt von seinen Anhängern wird einem mulmig zumute, denn ein Wort des Mannes reicht aus, um alle Anwesenden zerfleischen zu lassen. Aber Nein, er ergibt sich freiwillig. „Gott wird das nicht zulassen”, murmelt er zuletzt. Der Spieler legt ihm die Handschellen an und führt ihn ab, wenn auch etwas zögerlich.
Zwei Minuten später hängt der Protagonist kopfüber im abgestürzten Helikopter. Das Team ist bewusstlos, das Wrack brennt und Joseph Seed bückt sich über uns, vollkommen unversehrt. „Wie ich schon sagte: Gott wird das nicht zulassen”, woraufhin er geht und den Spieler dem Blutdurst seiner Leute überlässt. Wir fliehen in die Nacht, verwundet und wehrlos, drehen uns nicht um, laufen einfach weiter und beten, dass uns kein Taschenlampenstrahl streift.
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Widerstand mit allen Mitteln leisten
Okay, die Schlacht ist verloren, aber der Krieg hat gerade erst begonnen. Die Sekte muss Stück für Stück zerstört werden: Ihre Wirtschaft, ihre Armeen, ihre Anführer. Das geht nur mit einem Widerstand, den wir von klein auf errichten und immer weiter ausbauen müssen. Jede Geisel, die der Spieler aus den Fängen der Sekte rettet, wird zu einem Verbündeten, jedes zerstörte Lager eine neue Basis. Dabei ist jedes Mittel erlaubt, sei es Bootspaddel, Schusswaffe oder Erntemaschine. Die Grafik (die Test-Demo lief auf einer PlayStation 4 Pro) macht dabei einen durchweg hübschen Eindruck mit tollen Lichteffekten und detaillierten Figuren.
Im Spiel können wir aus einer Vielzahl von Begleitern auswählen, die uns bei unseren Kämpfen tatkräftig unterstützen. Und wenn kein Interesse an einem menschlichen Kollegen besteht, kann man sich auch einen treuen Hund oder sogar einen verspielten Grizzly-Bär anlachen. Mit der Möglichkeit, diesen taktische Kommandos geben zu können, hat der Spieler die Wahl zwischen heimlichen Schleichangriffen oder aggressiven Manövern. Zwar hat „Far Cry 5“ viele Tastenbefehle, die man allerdings nach kurzer Zeit verinnerlicht.
Während der drei Stunden war es nahezu unmöglich, sich zu langweilen. Nach dem Schusswechsel mit Sektenmitgliedern finde ich plötzlich ein Quadbike am Wegesrand, das sich bestens für eine Fahrt durch den Wald eignet. Dabei kann man dann auf eine Anlegestelle zum Angeln stoßen, auf einen Funkturm zum Hochklettern oder ein neues Lager zum Einnehmen. Bei einem erledigten Feind findet sich ein spezieller Bogen, hinter der nächsten Ecke taucht eine Mission mit einem unterhaltsamen Charakter auf und jenseits des Hügels erstreckt sich ein wunderschönes Panorama zum Genießen und Fotografieren.
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Far Cry 5: Fazit zur Vorschau
Der Anfang, so episch er auch durch seine Bedrohlichkeit und chorale Untermalung inszeniert ist, besteht aus vielen Zwischensequenzen, in denen wir außer Kamera-Schwenken nichts machen können. Wir sind zwar gespannt wie schon lange nicht mehr bei einem Far Cry, aber auch etwas ungeduldig, weil wir endlich spielen möchten. Eine halbe Stunde später gehört die große Spielwelt aber uns und wir können uns in einen totalen Erkundungs-Rausch stürzen.
Das Gameplay bietet zwar unter der Oberfläche wenig Überraschungen und besteht immer noch aus dem serientypischen Einnehmen von Lagern und Abschießen von Leuten, aber das neue Setting haucht dem Ganzen wieder neues Leben und Abwechslung ein. Zudem gibt es in jedem Bereich eine interessante Neuerung wie beispielsweise eine individuelle Charakterstellung oder den auswählbaren Begleiter.
Die entscheidende Frage, ob das Spiel durchgängig neue Sachen bieten und den Spannungsbogen aufrechterhalten wird, kann nur ein finaler Test wirklich beantworten. Unserem Eindruck nach hat sich Entwickler Ubisoft die Kritik seiner Fans, dass „Far Cry“ seit Teil 3 etwas einfallslos geworden ist, wirklich zu Herzen genommen und hat die Marke mit Anspruch auf geschichtliche Tiefe und spielerischer Abwechslung neu aufgelegt. Wir hoffen nur, dass der neue vielversprechende Bösewicht nicht nur zwanzig Minuten im gesamten Spiel zu sehen ist, sondern dem Spieler das Leben zur Hölle macht und das Spiel damit zum Vergnügen.
„Far Cry 5“ erscheint am 27. Februar 2018 für PlayStation 4, Xbox One und PC.