11. März 2019, 17:51 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Thermomix TM6 wurde offiziell vorgestellt und ist ab April verfügbar. TECHBOOK klärt wichtige Fragen rund um den neuen Küchenhelfer und verrät, warum Besitzer des Vorgängers sauer auf Hersteller Vorwerk sind.
Am vergangenen Freitag ging ein Beben durch die eingefleischte Thermomix-Community. Als Vorwerk völlig unerwartet seinen Thermomix TM6 ankündigte, folgte in den sozialen Medien ein heftiger Shitstorm. Denn: Das neue Gerät erscheint nur fünf Jahre nach dem Vorgänger, dem TM5. In der Vergangenheit hatten die Geräte einen durchschnittlichen Lebenszyklus von über zehn Jahren. Das sorgt für Ärger bei TM5-Käufern, vor allem bei denjenigen, die ihren Alleskönner noch nicht lange haben.
Der Thermomix TM6 brät nun auch
Mit dem TM6 möchte Vorwerk die Erfolgsgeschichte seiner All-in-One-Küchenmaschinen fortsetzen. Zu diesem Zweck kommt der beste Freund gut betuchter Hausfrauen und Hausmänner mit einigen neuen Features um die Ecke. Am meisten sehnten sich die Fans wohl nach der Anbrat-Funktion. Doch dabei bleibt es nicht. Hier die neuen Funktionen im Überblick:
• Anbraten: Röstaromen sind jetzt auch beim Thermomix angekommen. Ein Wunsch, den Kunden bereits seit Jahren hegen.
• Fermentieren: Mithilfe dieser Funktion ist es möglich, zum Beispiel probiotischen Joghurt oder Kimchi selbst zuzubereiten.
• Karamellisieren: Besitzer eines TM6 können Karamellsaucen und Bonbons herstellen.
• Sous-vide-Garen: Unter Sous-vide-Garen versteht man das schonende Vakuumgaren von Fisch, Fleisch und Gemüse.
• Slow Cooking: Auch hier wird gegart, aber im Unterschied zum Sous-vide-Garen mit noch niedrigeren Temperaturen. Vorwerk gibt als Zubereitungsbeispiel Pulled Pork an.
• Erhitzen bis auf 160 Grad: Bislang waren maximal 120 Grad möglich.
Was der Thermomix TM6 außerdem nach wie vor kann, sehen Sie in unserem Testvideo des Vorgängers:
Preislich steigt der Thermomix noch einmal von 1199 Euro auf 1359 Euro. Ab 15. März kann der TM6 vorbestellt werden. Ob sich ein Thermomix für Sie überhaupt lohnt, lesen Sie hier.
Vertrieb nur über Vorwerk
Im Laden oder im Internet gibt es weder den Thermomix noch andere Geräte von Vorwerk. Das System des Wuppertaler Unternehmens beruht seit jeher auf einem Direktvertrieb. Über 13.000 selbstständige Handelsvertreter sind deutschlandweit im Einsatz, um die Produkte an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen. Wer ein Gerät möchte, muss einen persönlichen Termin vereinbaren, bei dem der Thermomix im Rahmen eines sogenannten Erlebniskochens vorgeführt wird. Online kann man sich dazu eintragen lassen und wird dann von einem Berater in der Nähe kontaktiert.
TECHBOOK meint
„Die neuen Funktionen sind definitiv vielfältig. Anbraten, Slow Cooking und Sous-vide-Garen sind sicherlich sinnvolle Erweiterungen. Karamellisieren und Fermentieren werden in der Praxis hingegen wohl eher selten zum Einsatz kommen. Hier hängt es stark davon ab, wie Vorwerk diese Möglichkeiten in neue Rezepte integriert. Ein Umstieg vom TM5 auf den TM6 dürfte sich aufgrund des saftigen Preises nur für absolute Thermomix-Enthusiasten lohnen.“– Andreas Filbig, Redakteur
Kunden sind sauer auf Vorwerk
Die plötzliche Ankündigung eines Nachfolgers für das Kultgerät stößt vielen Kunden sauer auf. Lagen doch zwischen den letzten beiden Thermomix‘ noch zehn Jahre. In den sozialen Netzwerken beschweren sich massenhaft Käufer des Vorgängers über den Wertverlust, den der TM5 jetzt erleidet. Sie sehen sich durch die unerwartete Veröffentlichung betrogen und hätten sich eine Vorankündigung gewünscht. Da auch die Handelsvertreter von Vorwerk vorab nicht informiert wurden, wurde Käufern auf Nachfrage gesagt, sie wären noch mehrere Jahre auf dem neuesten Stand.
TECHBOOK hat Vorwerk mit den Beschwerden konfrontiert und folgende Antwort von PR-Managerin Claudia Blum erhalten: „Auch bei einer früheren Ankündigung wären einige jener Kunden enttäuscht gewesen, die kurz vor dieser Ankündigung gekauft haben. Eine frühere Ankündigung des Produkts hätte das Thema also nur verschoben.“ Die Veröffentlichung des Nachfolgers nach nur fünf Jahren erklärt Blum mit immer kürzer werdenden Produktzyklen im Technikbereich. Künftig seien Veränderungen über Software-Updates möglich.
Vorwerk macht verärgerten Kunden Wechsel-Angebot
Vorwerk bedauert die Verärgerung und unterbreitete gewissen Käufern des TM5 ein Angebot zur Güte. So wurden laut Claudia Blum „15.000 Kunden angeschrieben, die zwischen dem 20. Februar und 8. März einen Thermomix gekauft haben“. Diese erhielten per Mail oder Brief ein individuelles Wechselangebot.
Wie diese Angebote grob aussehen und inwiefern sie individualisiert sind, wollte Vorwerk nicht verraten. Betroffene TECHBOOK-Leser ließen uns jedoch ihre Wechselangebote zukommen. In diesen wurde den TM5-Käufern schlichtweg angeboten, den TM5 zurückzugeben und einen TM6 zu kaufen. Im vorliegenden Fall hatte ein Kunde zum Beispiel den TM5 mit Kochbuch und zweitem Mixtopf für 1359 Euro gekauft. Das entspricht dem Preis eines TM6. Diesen würde der Käufer bekommen, jedoch ohne zweiten Mixtopf (Wert 199 Euro) und Kochbuch. Es ist also damit zu rechnen, dass Kunden bei einem abweichenden Preis draufzahlen müssen. Mehr als das sowieso schon eingeräumte Widerrufsrecht von 14 Tagen ist das Wechselangebot also nicht wirklich. Diese ist zwar um ein paar Tage verlängert, beginnt aber eigentlich auch erst ab Erhalt der Ware.
Wer vor dem 20. Februar gekauft hat, muss jedoch hinnehmen, schon bald nicht mehr den neuesten Thermomix zu besitzen. Immerhin erhalten auch Besitzer des TM5 weiterhin Updates und neue Rezepte für ihre Küchenmaschine.
Haben Sie ein Wechselangebot von Vorwerk erhalten? Schreiben Sie uns gerne eine Mail an info@techbook.de und informieren uns über den Inhalt.
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Der Markt ist gesättigt
Aus Sicht von Vorwerk dürfte ein neuer Thermomix dringend notwendig gewesen sein. Bei einer Million Käufern des TM5 fällt es immer schwerer, weitere Geräte zu verkaufen. Das zeigen auch die Zahlen: Seit 2016 ist der Umsatz der Küchenmaschine stark eingebrochen. Diesen Abwärtstrend will Vorwerk mit einem neuen Gerät nun offenbar stoppen.
TECHBOOK meint
„Die Wut der Käufer ist in Anbetracht des hohen Preises eines Thermomix' verständlich. Die Anbrat-Funktion hätten sich sicherlich viele auch bei ihrem Gerät gewünscht. Nicht zuletzt ist der Thermomix aber auch ein Prestigeobjekt. Da ist es wie bei einem iPhone – viele möchten das neueste haben. Das Wechselangebot dürfte nur ein schwacher Trost sein. 15.000 Kunden klingt erstmal viel, der Thermomix TM5 hat sich in Deutschland jedoch eine Million mal verkauft. Irgendwo muss Vorwerk auf der anderen Seite natürlich auch die Grenze ziehen und Besitzer eines TM5 haben am Ende trotzdem ein tolles Gerät, mit dem sie ohne eine Veröffentlichung des TM6 wohl zufrieden gewesen wären.“– Andreas Filbig, Redakteur